Walid El Sheikh ist Gastronom mit langjähriger Erfahrung in der Düsseldorfer Gastro-Szene. Nach der Anaconda Lounge, heute Oh Baby Anna, die El Sheikh bereits seit 18 Jahren leitet, kamen in den letzten Jahren die Elephant Bar und das Sir Walter in der Düsseldorfer Altstadt hinzu. Er setzt dabei auf hochklassige Gastronomie im modernen und eleganten Look.
COMPEON: Herr El Sheikh, als Gastronom mit extrem modernen und trendigen Konzepten haben Sie sich in Düsseldorf mittlerweile einen Namen gemacht. Zunächst vorweg: Wie entwickelt sich das Geschäft in der Düsseldorfer Gastronomie? Wo waren in letzter Zeit die Höhen, wo die Tiefen?
Walid El Sheikh: Das allgemeine gastronomische Geschäft entwickelt sich in einer Stadt wie Düsseldorf außerordentlich gut. Die Gründe dafür sind leicht zu benennen: Düsseldorf hat wie kaum eine andere Stadt in Deutschland ein extrem heterogenes Publikum. Und damit sind nicht nur die in Düsseldorf Ansässigen gemeint, sondern das gesamte Umland mit nahezu 15 Millionen Anwohnern, die binnen einer Stunde die Düsseldorfer Innenstadt erreichen können. Darüber hinaus haben die Düsseldorfer ein enorm hohes Pro-Kopf-Einkommen und sind mutig im Umgang mit neuen Konzepten und Formaten der Gastronomie.
Von Tiefen kann im Bezug auf die gesamte Gastronomie keine Rede sein. Schaut man sich rückblickend die letzten 20 Jahre an, erkennt man einen jährlichen Anstieg der Umsätze in der gesamten Gastronomie. Allerdings bereinigt sich der gastronomische Markt von Zeit zu Zeit selbst. Als Beispiel dafür kann der Burger-Trend der letzten Jahre genannt werden: Die einzelnen Lokale schossen wie Pilze aus dem Boden. Jetzt schließen viele wieder, weil sich die Konzepte einzig und alleine auf einen kurzen „modischen“ Trend eingelassen haben.
COMPEON: Ihre Clubs laufen gut. Das Konzept gehobener Gastronomie etwas abseits der bei Düsseldorfern als Touristenpartymeile verschrieenen Bolker Straße scheint sich auszuzahlen. Planen Sie weitere Expansionen – und wenn ja, wird es konzeptionell in dieselbe Richtung gehen?
Walid El Sheikh: Tatsächlich planen wir die weitere Expansion. Konzeptionell entwickeln wir uns natürlich auch weiter, wobei wir beim nächsten Projekt den Fokus auf Speisen setzen, ohne aber den uns eigenen Umgang mit dem Raum der Kunst und dem Einwirken beider Komponenten auf den Gast außer Acht zu lassen. In jedem Fall darf man sich auf das neue Projekt sehr freuen.
COMPEON: Sie haben bereits in sehr jungen Jahren die Leitung eines eigenen Clubs übernommen. Was waren als junger Gastronom und damit auch Unternehmer die größten Schwierigkeiten, an die Sie zurückdenken – und wie unterschieden sich diese von den Herausforderungen, denen Sie sich heute stellen?
Walid El Sheikh: In den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit stand immer das Konzept im Vordergrund, wobei der Weg zur Umsetzung meines Konzeptes dabei sehr unorganisiert und teilweise nicht effizient genug war. Das wichtigste zu der Zeit war für mich, dass die entstehende Party unvergesslich blieb – was oft extrem gut gelungen ist. Erst in den folgenden Jahren habe ich mir durch das Einwirken meines Steuerberaters betriebswirtschaftliche Strukturen erarbeitet, dadurch konnte ich Vergleichswerte schaffen und war in der Lage, wesentlich effizienter zu wirtschaften.
» Heute kommt es mir vor, als hätte ich die gleichen Herausforderungen wie zu Beginn meiner Selbstständigkeit, nur muss ich jetzt nicht nur mich selbst organisieren, sondern Strukturen schaffen, in denen bis zu 100 Mitarbeiter ihre Aufgaben haben, um die einzelnen Probleme eines jetzt mittelständigen Unternehmens lösen. «
COMPEON: Die Gastronomie tut sich traditionell schwer, wenn es um das Thema Finanzierungen geht. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht und welche Tipps können Sie anderen Unternehmern in diesem Bereich mitgeben?
Walid El Sheikh: Ich habe das Glück gehabt, mich bisher aus eigenen Mitteln finanzieren zu können. Dies gilt insbesondere für die Entwicklung und Ausstattung meiner jeweiligen Betriebe. Allerdings binde ich auch meine Banken in mein Risiko ein, indem ich zum Beispiel Mietkautionen oder Bürgschaften über eine Avalprovision beziehe und damit meine persönliche Liquidität hoch halte. Insbesondere in diesem Punkt war die Beratung durch Compeon und ihrer Erfahrung mit den verschiedenen Geldinstituten extrem hilfreich, da selbst das Angebot meiner Haus- und Hofbank deutlich verbessert wurde.
COMPEON: Als Düsseldorfer Unternehmer kennen Sie die Anforderungen an Finanzdienstleister, die der Mittelstand stellt, aus erster Hand: Wo liegen die Schwachstellen traditioneller Bankprozesse aus Sicht von Unternehmern – und wie können Ihrer Meinung nach praktikable Lösungen aussehen?
Walid El Sheikh: Die größte Schwachstelle innerhalb der traditionellen Bankprozesse liegt nach meinem Empfinden darin, sich nicht den komplexen Anforderungen verschiedener Unternehmenstypen angepasst zu haben. Ich als Gastronom habe ganz andere Anforderungen an eine Bank als beispielsweise ein großer Handwerksbetrieb. Ich vermisse manchmal die Expertise auf Seiten der Bank für die verschiedenen Branchen und in der Folge korrektere Risikobewertungen.
COMPEON: Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr El Sheikh.
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