Die Vergrößerung von Lagerflächen, die Aufstockung der Waren- und Betriebsmittel, die Anschaffung neuer Fahrzeuge oder Maschinen: Das Spektrum wiederkehrender und notwendiger Investitionen ist groß. In einer Sonderauswertung der großen COMPEON-Studie Mittelstandsfinanzierung für den Groß- und Einzelhandel zeigt sich, dass im Handel große Potenziale ungenutzt bleiben – mit schwerwiegenden finanziellen Folgen für die Unternehmen.
Mangelhafte Anbietervergleiche im Handel – schlechte Konditionen als Folge
Ein umfassender Anbietervergleich reduziert Kosten und schafft Transparenz. Dieses Mantra sollte vor allem Händlern bewusst sein. Doch bei der Finanzierung der eigenen Investitionen scheut der Großteil der Unternehmen diesen Aufwand und setzt auf den vermeintlich einfacheren Weg – 72,9 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Handel führen keine umfangreichen Vergleiche von Finanzierungsanbietern durch.
32,2 Prozent der Händler setzen sich sogar gar nicht mit den angebotenen Konditionen auseinander und wählen das erstbeste Angebot, ohne weitere Anbieter zu prüfen. Das ist der höchste Wert aller befragten Branchen.
Die Opportunitätskosten sind entsprechend hoch. Dabei zeigt die COMPEON-Studie: Unternehmen mit drei oder mehr Bankverbindungen haben im Schnitt 20 Prozent geringere Finanzierungskosten.
Alternativen zum klassischen Darlehen erkennen und nutzen
Das Bankdarlehen verliert für den Handel immer mehr an Bedeutung. Je nach Anforderungsprofil wählen Unternehmen immer häufiger passende und auf den Bedarf zugeschnittene Finanzierungsinstrumente.
Vor allem bei der Beschaffung von Waren und Betriebsmitteln zeigt sich der Handel offen: Zwar liegt hier die Finanzierung über den Kontokorrentkredit und Darlehen weiterhin in der Gunst der Unternehmen vorn, allerdings ist die Branche auch Factoring, Wareneinkaufsfinanzierung und weiteren Alternative Finanzierungslösungen offen und greift auf diese Instrumente häufiger zurück als der Durchschnitt aller mittelständischen Unternehmen.
Wie finanziert der Handel nötige Waren- und Betriebsmittel?
Der Kontokorrentkredit, den immerhin über die Hälfte der befragten Unternehmen zur Finanzierung von Waren und Betriebsmitteln nutzt, kann dabei in den Konditionen stark abweichen. 40 Prozent der Handelsunternehmen geben an, dass sie einen Zinssatz von über 7,5 Prozent auf ihren Kontokorrentkredit zahlen – während der Zinssatz von 11 Prozent der Befragten sogar unter 2,5 Prozent liegt.
Doch warum wählen trotz hoher Unterschiede in den Konditionen und der vorhandenen Offenheit zu neuen Finanzierungsinstrumenten immer noch 32,2 Prozent der befragten Handelsunternehmen das erstbeste Finanzierungsangebot aus, ohne weitere Angebote einzuholen? Die Antwort ist simpel: Vergleiche in sich sind ein hoher Kostenfaktor. Umfangreiche Anbietervergleiche einzuholen, um bessere Konditionen zu erhalten, ist mit einem nicht unerheblichen Kosten- und Zeitaufwand verbunden. Einfache Markttransparenz bietet sich kaum, obwohl sich eine überwältigende Mehrheit von 83 Prozent der Befragten genau diese wünscht.
Offenheit für digitale Prozesse im Handel besonders hoch
Dabei ist bei Unternehmen aus dem Groß- und Einzelhandel die Bereitschaft zur Verbesserung dieser unbefriedigenden Situation besonders hoch: Knapp 90 Prozent der Befragten können sich vorstellen, zukünftig eine digitale Plattform für Finanzierungsvorhaben zu nutzen, um einen transparenten, schnellen und vor allem unverbindlichen Vergleich zu erhalten und die bestmöglichen Konditionen für Finanzierungen zu erhalten. So können nicht nur Anbieter verglichen, sondern auch die Verfügbarkeit von passenden Fördermitteln automatisch geprüft werden, um nochmals bessere Konditionen zu erhalten.
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Über die Studie
Für die COMPEON-Studie Mittelstandsfinanzierung wurden knapp 300 mittelständische Entscheider aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen zu Themen rund um ihre jeweilige Finanzierungssituation befragt. Im Fokus standen dabei die Anforderungen der Unternehmen, die gegenwärtig genutzten Finanzierungsinstrumente, die Nutzung von Fördermitteln sowie die Offenheit für Digitalisierung in diesem Bereich. Neben der ausführlichen Studie stehen Interessierten Sonderauswertungen in Form von Infografiken und Daten zu den einzelnen befragten Branchen zur Verfügung.