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Produzierende und verarbeitende Unternehmen: Große Streuung beim Kontokorrentzins

Kaum eine Branche im deutschen Mittel­stand ist so stark auf die regel­mäßige Versorgung mit frischen Mitteln ange­wiesen wie das produzierende und verarbeitende Gewerbe. Für eine gesunde und positive Ent­wicklung des Betriebs sind Investitionen in innovative Tech­nik wie Maschinen oder Fahr­zeuge, neue Immobilien zur Erweiterung des Unter­nehmens oder die Auf­stockung von Waren und Roh­stoffen erforderlich.

Finanzierung produzierendes und verarbeitendes Gewerbe

In einer Sonder­auswertung der großen COMPEON-Studie zur Mittel­stands­finanzierung wurden die Daten speziell für das produzierende und verarbeitende Gewerbe analysiert. Dabei zeigt sich: Die Branche lässt nicht nur wert­volle Chancen außer Acht. Die Streuung der Zinsen für den Konto­korrent­kredit ist hoch.

Die Branche vergleicht kaum – und riskiert schlechte Konditionen

Wer Anbieter vergleicht, bekommt bessere Konditionen. Schließ­lich schafft Trans­parenz eine Über­sicht über den Markt und hilft, das passende Angebot auszuwählen, um die eigenen Kosten zu senken. Da über­rascht es, dass bei der Auswahl eines passenden Finanzierungs­angebots für die eigenen Investitionen die Mehr­heit der Unter­nehmen diesen Auf­wand scheut. 78,2 Prozent der befragten Unter­nehmen aus dem pro­duzierenden und ver­arbeitenden Gewerbe führen keine um­fang­reichen Ver­gleiche von Finanzierungs­anbietern durch. 29,1 Prozent der Befragten wählen sogar das erst­beste Ange­bot für ihr Finanzierungs­vor­haben aus, ohne weitere Ange­bote in Betracht zu ziehen.

Dadurch entstehen hohe Opportunitätskosten. Dabei konnte die COMPEON-Studie zeigen: Unter­nehmen, die drei oder mehr Bank­verbindungen pflegen, haben im Durch­schnitt 20 Prozent geringere Finanzierungs­kosten.

Große Unter­schiede in den Konditionen des Konto­korrent­kredits

Besonders deutliche Unterschiede in den Kondi­tionen zeigen sich beim Zinssatz des Konto­­korrent­­kredits: Während 13,0 Prozent der Befragten unter 2,5 Prozent Zinsen auf ihren Konto­korrent­kredit zahlen, liegt der Zinssatz für 45,6 Prozent der Unter­­nehmen aus dem pro­­duzierenden und ver­arbeitenden Gewerbe über 7,5 Prozent, für 13 Prozent der befragten Ent­scheider dieser Branche sogar über 10 Prozent. Das heißt: Über 71 Prozent der pro­du­zierenden oder ver­­arbeitenden Unter­­nehmen zahlen mehr als 5,1 Prozent für ihren Konto­­korrent­­kredit.

 

Dabei ist der Konto­korrent­kredit für den Großteil der Unter­nehmen das bevorzugte Instrument, um beispiels­weise Waren und Betriebs­mittel zu finanzieren.

 

57,4 Prozent gaben (bei möglicher Mehr­fach­nennung) an, den Konto­korrent­kredit für die Aufstockung des Waren­lagers zu nutzen. Bank­­darlehen nutzen hierfür noch 18,5 Prozent. Alternative Finanzierungs­­lösungen (11,1 Prozent), Factoring (7,4 Prozent) und Waren­einkaufs­finanzierung, auch Finetrading genannt  (5,6 Prozent), kommen zur Zeit nur selten für die Befragten in Frage, besitzen aber großes Potenzial, wenn es darum geht, die Kosten für die Finan­zierung zu senken.

So hat sich bei der An­schaffung von mobilem Anlage­vermögen (Maschinen, Fahrzeuge, etc.) die Finan­zierung über Leasing für Unternehmen klar durch­gesetzt. Etwa 60,0 Prozent gaben an, Leasing zu nutzen. Aber auch Bank­darlehen mit 45,5 Prozent und Miet­kauf mit 25,5 Prozent bleiben beliebte Optionen des pro­duzierenden und ver­arbeitenden Gewerbes für die An­schaffung neuer Maschinen und Fahrzeuge (Mehr­fach­nennung möglich).

Fördermittel bleiben häufig ungenutzt

Neben mangelndem Vergleich ist auch die Nutzung von Förder­krediten, bereit­gestellt von Förder­banken wie der KfW, nicht weit verbreitet. 65,5 Prozent der Befragten gaben an, dass sie derzeit keine Förder­­mittel nutzen – 54,6 Pro­zent der Ent­scheider haben erst gar keine Förder­mittel angeboten bekommen. Auf diese Weise gehen dem pro­duzierenden und ver­arbeitenden Gewerbe möglicher­weise gute Konditionen durch passende Förder­­pro­gramme verloren, da das Wissen über Fördermittel fehlt.

Dabei ist die Offenheit für die Nutzung von Förder­­mitteln groß. 95 Prozent der Unter­­nehmen, denen nach einer auto­matischen Prüfung bei einer Anfrage bei COMPEON eine Förderung in Aus­sicht gestellt wird, wünschen sich eine ent­sprechende Anfrage bei einer passenden Förder­­bank.

Digita­lisierung als Chance für das produzierende und verarbeitende Gewerbe

Hohe Unter­schiede in den Konditionen für Finan­zierungen, der Wunsch nach mehr Ver­­gleich­­barkeit sowie Offenheit für die Nutzung von Förder­mitteln. Trotzdem scheuen viele Unter­nehmen kosten- und zeit­intensive Vergleiche. Umfang­reiche Anbieter­­vergleiche einzuholen, um bessere Konditionen zu erhalten, ist mit einem nicht unerheb­lichen Aufwand verbunden. Einfache Markt­­trans­parenz bietet sich kaum, obwohl sich eine große Mehr­heit von 75,9 Prozent der Befragten diese wünscht.

Viele Unter­nehmen aus dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe sehen die Digi­ta­lisierung als Schlüssel zur Ver­­besserung dieser Situation. 81,8 Prozent können sich vorstellen, zukünftig eine kosten­lose digitale Platt­­form zum Vergleich unterschied­licher Anbieter und zum Einholen von Ange­boten für die geplante Investition, um so best­­mögliche Konditionen in Hin­blick auf Zinsen, Lauf­zeiten und Sicher­­heiten zu erhalten. Zusätzlich bieten digitale Platt­­formen die Möglich­­keit, automatisch das eigene Finan­zierungs­­vorhaben auf die Verfüg­bar­keit von passenden Förder­­programme, bei­spiels­­weise von der KfW auf Bundes- oder der NRW.BANK oder Investitions­­bank Berlin auf Landes­­ebene, zu prüfen.

Studie zur Mittelstandsfinanzierung: Hier geht es zum Download 2019

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