In einer Sonderauswertung der großen COMPEON-Studie zur Mittelstandsfinanzierung wurden die Daten speziell für das produzierende und verarbeitende Gewerbe analysiert. Dabei zeigt sich: Die Branche lässt nicht nur wertvolle Chancen außer Acht. Die Streuung der Zinsen für den Kontokorrentkredit ist hoch.
Die Branche vergleicht kaum – und riskiert schlechte Konditionen
Wer Anbieter vergleicht, bekommt bessere Konditionen. Schließlich schafft Transparenz eine Übersicht über den Markt und hilft, das passende Angebot auszuwählen, um die eigenen Kosten zu senken. Da überrascht es, dass bei der Auswahl eines passenden Finanzierungsangebots für die eigenen Investitionen die Mehrheit der Unternehmen diesen Aufwand scheut. 78,2 Prozent der befragten Unternehmen aus dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe führen keine umfangreichen Vergleiche von Finanzierungsanbietern durch. 29,1 Prozent der Befragten wählen sogar das erstbeste Angebot für ihr Finanzierungsvorhaben aus, ohne weitere Angebote in Betracht zu ziehen.
Dadurch entstehen hohe Opportunitätskosten. Dabei konnte die COMPEON-Studie zeigen: Unternehmen, die drei oder mehr Bankverbindungen pflegen, haben im Durchschnitt 20 Prozent geringere Finanzierungskosten.
Große Unterschiede in den Konditionen des Kontokorrentkredits
Besonders deutliche Unterschiede in den Konditionen zeigen sich beim Zinssatz des Kontokorrentkredits: Während 13,0 Prozent der Befragten unter 2,5 Prozent Zinsen auf ihren Kontokorrentkredit zahlen, liegt der Zinssatz für 45,6 Prozent der Unternehmen aus dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe über 7,5 Prozent, für 13 Prozent der befragten Entscheider dieser Branche sogar über 10 Prozent. Das heißt: Über 71 Prozent der produzierenden oder verarbeitenden Unternehmen zahlen mehr als 5,1 Prozent für ihren Kontokorrentkredit.
Dabei ist der Kontokorrentkredit für den Großteil der Unternehmen das bevorzugte Instrument, um beispielsweise Waren und Betriebsmittel zu finanzieren.
57,4 Prozent gaben (bei möglicher Mehrfachnennung) an, den Kontokorrentkredit für die Aufstockung des Warenlagers zu nutzen. Bankdarlehen nutzen hierfür noch 18,5 Prozent. Alternative Finanzierungslösungen (11,1 Prozent), Factoring (7,4 Prozent) und Wareneinkaufsfinanzierung, auch Finetrading genannt (5,6 Prozent), kommen zur Zeit nur selten für die Befragten in Frage, besitzen aber großes Potenzial, wenn es darum geht, die Kosten für die Finanzierung zu senken.
So hat sich bei der Anschaffung von mobilem Anlagevermögen (Maschinen, Fahrzeuge, etc.) die Finanzierung über Leasing für Unternehmen klar durchgesetzt. Etwa 60,0 Prozent gaben an, Leasing zu nutzen. Aber auch Bankdarlehen mit 45,5 Prozent und Mietkauf mit 25,5 Prozent bleiben beliebte Optionen des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes für die Anschaffung neuer Maschinen und Fahrzeuge (Mehrfachnennung möglich).