Wirtschaftskreislauf
Inhaltsverzeichnis
Der Begriff des Wirtschaftskreislaufes ist den meisten Menschen in Deutschland bekannt. Im Grunde sind sämtliche Vorgänge innerhalb einer Volkswirtschaft ein Teil des Großen und Ganzen, nämlich des Wirtschaftskreislaufs.
Was ist der Wirtschaftskreislauf?
Zunächst handelt es sich beim Wirtschaftskreislauf um ein Modell, welches im Zuge einer Volkswirtschaft zum Tragen kommt. Im Wesentlichen besteht der Wirtschaftskreislauf aus Geld- und Güterströmen, an denen die unterschiedlichen Wirtschaftssubjekte beteiligt sind. Volkswirtschaftlich betrachtet handelt es sich bei diesen Güter- und Geldströmen um einen geschlossenen Kreislauf, wobei allerdings in entgegengesetzter Richtung ein Verlauf stattfindet. Innerhalb der Volkswirtschaft zielt der Wirtschaftskreislauf darauf ab, die einzelnen Zusammenhänge möglichst transparent und einleuchtend zu erläutern. Im Kern werden deshalb die wichtigsten Tauschvorgänge und auch die geschäftlichen Beziehungen unter den Wirtschaftsteilnehmern innerhalb des entsprechenden Wirtschaftskreislaufs dargestellt.
Einfacher Wirtschaftskreislauf
Den Wirtschaftskreislauf kann man in mehreren Varianten betrachten, nämlich als einfachen, erweiterten und vollständigen Wirtschaftskreislauf. Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich beim einfachen Wirtschaftskreislauf um die grundlegende und einfachste Darstellung. Das ist darauf zurückzuführen, dass beim einfachen Wirtschaftskreislauf nur zwei Subjekte existieren, nämlich einerseits die Privathaushalte als Konsumenten und zum anderen die Unternehmen als Produzenten. Darüber hinaus ist der einfache Wirtschaftskreislauf eine geschlossene Volkswirtschaft, da ausländische Exporte und Importe in dem Fall genauso wenig eine Rolle spielen wie die Banken oder der Staat. Berücksichtigung beim einfachen Wirtschaftskreislauf finden insgesamt zwei Geld- und zwei Güterströme.
Der Kreislauf ist einfach zu verstehen, da zunächst die Unternehmen bestimmte Güter produzieren, was den ersten Güterstrom darstellt. Diese Güter werden von den Konsumenten erworben, sodass der gegenläufige Geldstrom fließt. Darüber hinaus stellen die Privathaushalte in Form der Arbeitnehmer den Unternehmen ihre Arbeitskraft und zum Teil auch Kapital bereit, sodass der zweite „Güterstrom“ erfolgt. Dafür werden die Mitarbeiter entlohnt, was zum zweiten Geldstrom innerhalb des einfachen Wirtschaftskreislaufs führt.
Erweiterter Wirtschaftskreislauf
Beim erweiterten Wirtschaftskreislauf kommt zu den Privathaushalten und den Unternehmen als Wirtschaftssubjekte zusätzlich der Bankensektor mit hinzu. Der erweiterte Wirtschaftskreislauf basiert auf der Annahme, dass zum Beispiel der Lohn der Mitarbeiter nicht vollständig für Konsumausgaben aufgewendet wird, sondern darüber hinaus beispielsweise in Form eines Festgeldkontos bei der Bank angelegt wird. Dafür wiederum zahlen die Kreditinstitute Zinsen. Die Guthaben der Privathaushalte wiederum können von den Banken zum Beispiel an andere Konsumenten oder an Unternehmen in Form von Krediten verliehen werden, sodass dadurch weiteren Geldströme resultieren.
Für die Kredite müssen Unternehmen an die Kreditgeber Zinsen zahlen, sodass dadurch ebenfalls ein Geldstrom hervorgerufen wird. Der erweiterte Wirtschaftskreislauf geht dabei von der Annahme aus, dass die Sparguthaben der Privathaushalte und die Investitionen der Unternehmen vom Umfang her identisch sind. Ebenfalls gleich sind die Aufwendungen für Konsumgüter und das Einkommen der Haushalte.
Vollständiger Wirtschaftskreislauf
Der vollständige Wirtschaftskreislauf besteht aus insgesamt vier Wirtschaftsteilnehmern. Dabei handelt es sich um:
- Privathaushalte
- Unternehmen
- Banksektor
- Staat
In erster Linie kommt also der Staat als viertes Wirtschaftssubjekt beim vollständigen Wirtschaftskreislauf hinzu. In seiner Funktion erzeugt der Staat zunächst einen Geldstrom, weil er von den Privathaushalten und auch Unternehmen Steuern sowie Sozialabgaben einzieht. Ein weiterer Geldstrom entsteht durch Transferleistungen seitens des Staates, wie zum Beispiel Subventionen oder Kindergeld. Darüber hinaus tritt der Staat als Wirtschaftssubjekt in der Form auf, als dass er Investitionen tätigt oder durch bestimmte Maßnahmen den Konsum fördert.
Wirtschaftskreislauf in offener Volkswirtschaft
Es gibt noch einen weiteren Wirtschaftskreislauf, nämlich den innerhalb einer offenen Volkswirtschaft. Im Unterschied zu den zuvor erwähnten einfachen, erweiterten und vollständigen Wirtschaftskreisläufen kommt nun noch der Faktor Ausland mit ins Spiel. Kennzeichnend für den Wirtschaftskreislauf in einer offenen Volkswirtschaft ist, dass das Ausland im Prinzip mit allen internen Wirtschaftssubjekten interagieren kann, also sowohl mit dem Staat, den Banken, den Unternehmen als auch den Haushalten. Wichtig für die Volkswirtschaft ist der Wirtschaftskreislauf unter Einbeziehung des Auslands deshalb, weil so zwischen einem positiven und negativen Außenbeitrag (Import- oder Exportüberschuss) differenziert werden kann.
Wirtschaftskreislauf berechnen
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass sich der reine Wirtschaftskreislauf als solcher nicht berechnen lässt, weil es sich eben um einen fortwährenden Kreislauf handelt. Die meisten Personen, die zum Beispiel in den Suchmaschinen nach dem Thema „Wirtschaftskreislauf berechnen“ Ausschau halten, meinen damit in erster Linie die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Das BIP lässt sich sogar auf mehrere Art und Weise berechnen. Es gibt im Wesentlichen drei unterschiedliche Berechnungsmethoden, die in der Praxis verwendet werden. Dabei handelt es sich um die folgenden Berechnungsalternativen:
- Entstehungsrechnung
- Verwendungsrechnung
- Verteilungsrechnung
Grundlage für die Entstehungsrechnung ist vor allem, an welchen Orten das Bruttoinlandsprodukt tatsächlich generiert wird. Deshalb spricht man auch davon, dass mittels der Entstehungsrechnung eine Darstellung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit vorgenommen wird, und zwar von der Produktionsseite aus betrachtet. Daher ist auch die sogenannte Bruttowertschöpfung die elementare Größe, wenn man auf dieser Grundlage das BIP berechnen möchte. Vereinfacht dargestellt wird das BIP auf Grundlage der Entstehungsrechnung ermittelt, indem alle Produktionen addiert und anschließend noch die Vorleistungen subtrahiert werden. Daher stellt sich die Entstehungsrechnung zur Ermittlung des BIP wie folgt dar:
Produktionswert
− Vorleistungen
= Bruttowertschöpfung
+ Gütersteuern abzügl. Gütersubventionen
= Bruttoinlandsprodukt
Eine andere Methode, wie man zwar nicht den Wirtschaftskreislauf berechnen, jedoch das Bruttoinlandsprodukt ermitteln kann, ist die sogenannte Verwendungsrechnung. Hier geht es nicht um die Produktion, also um die Angebotsseite, sondern stattdessen wird die Nachfrageseite beleuchtet. Aus dem Grund basiert die Verwendungsrechnung darauf, die Waren- und Dienstleistungsverwendung zu definieren. Innerhalb der Verteilungsrechnung würden somit den privaten Konsumsausgaben folgende Posten addiert:
- Bruttoinvestitionen
- Konsumausgaben des Staates
- Außenbeitrag (Exporte – Importe)
In der Summe ergibt sich so das Bruttoinlandsprodukt, wobei die Differenz zwischen Export und Import den Außenbeitrag darstellt.
Die dritte Berechnungsmethode zum Ermitteln des Bruttoinlandsproduktes nennt sich Verteilungsrechnung. In diesem Fall steht das Einkommen der Bevölkerung im Fokus, anhand dessen das BIP berechnet werden kann. Man spricht in dem Zusammenhang auch vom sogenannten Volkseinkommen. In diesem Fall ist der grundlegende Posten das Arbeitnehmerentgelt, dem zunächst das Unternehmens- und Vermögenseinkommen hinzuaddiert wird. Diese zwei Positionen ergeben in der Summe das Volkseinkommen. Dem Volkseinkommen werden dann Produktions- und Importabgaben an den Staat zugeschrieben, ebenfalls Abschreibungen und eventuelle Subventionen werden subtrahiert. Anschließend erhält man das Bruttonationaleinkommen, aus dem nach Abzug des Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt das Bruttoinlandsprodukt entsteht.
Wer hat im Wirtschaftskreislauf die größte Macht?
Je nachdem, ob es sich um den einfachen oder erweiterten Wirtschaftskreislauf handelt, gibt es entsprechend verschiedene Teilnehmer am Kreislauf. Wenn wir uns einmal den vollständigen Wirtschaftskreislauf betrachten, an dem alle Wirtschaftssubjekte beteiligt sind, stellt sich unter anderem die Frage, wer eigentlich innerhalb des Wirtschaftskreislaufes die größte Macht besitzt. In Deutschland werden die meisten Menschen sicherlich den Staat als Antwort auf die Frage nennen.
Tatsächlich hat der Staat innerhalb unserer sozialen Marktwirtschaft einen großen Einfluss auf den Wirtschaftskreislauf bzw. kann durch verschiedene Maßnahmen einen großen Einfluss nehmen. Dazu gehört zum Beispiel, dass von den anderen Wirtschaftssubjekten einerseits Steuern und zum anderen Sozialabgaben eingezogen werden. Darüber hinaus gibt es eine Reihe indirekter Steuern und der Staat hat durch Steuersenkungen und Steuererhöhungen die Möglichkeit, indirekt Einfluss auf den Wirtschaftskreislauf zu nehmen.
Ebenfalls nicht zu unterschätzen hinsichtlich der Einflussnahme am Wirtschaftskreislauf sind die Banken. Diese haben die wichtige Aufgabe, die Zahlungsströme zu gewährleisten und grundsätzlich überhaupt erst zu ermöglichen, dass ein Wirtschaftskreislauf entsteht. Neben dem Güterstrom ist nämlich auch ein funktionierender Geldstrom notwendig, der heutzutage nahezu ausschließlich über Banken stattfindet. Größere Unternehmen, insbesondere Marktführer, können – zumindest in bestimmten Branchen – ebenfalls einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Wirtschaftskreislauf nehmen. Den geringsten Einfluss haben sicherlich kleine Unternehmen sowie Privathaushalte, da diese mit kleineren Investitionen oder dem Konsum einzeln genommen nur einen winzigen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Alle Haushalte zusammengenommen hätten allerdings eine enorme Macht im Wirtschaftskreislauf, würde diese durch eine nicht vorhandene Bündelung der Interessen genutzt.
Warum gibt es den Wirtschaftskreislauf?
Zunächst einmal ist der Wirtschaftskreislauf eine unabdingbare Grundlage für das Funktionieren einer Volkswirtschaft. Würde es keine Güter- oder Geldströme geben, wäre eine moderne Volkswirtschaft wie in Deutschland nicht realisierbar. Von der Erklärungsseite her gibt es den Wirtschaftskreislauf deshalb, weil mit ihm relativ einfach dargestellt werden kann, welche sehr komplexen Vorgänge in einer Volkswirtschaft Tag für Tag passieren. Darüber hinaus stellt der Wirtschaftskreislauf eine wichtige Grundlage für volkswirtschaftliche Analysen dar und ist ebenfalls eine bedeutende Basis für die sogenannte volkswirtschaftliche Gesamtrechnung.
Wann ist ein Wirtschaftskreislauf geschlossen?
Eine andere Bezeichnung für den erweiterten Wirtschaftskreislauf ist geschlossener Wirtschaftskreislauf. Dieser Namen kommt deshalb zustande, weil der Wert sämtlicher Geldströme auf der einen und aller Güterströme auf der anderen Seite identisch ist. Das wiederum führt dazu, dass es innerhalb eines geschlossenen Wirtschaftskreislaufs konstant bleibt. Daraus wiederum entsteht die Beziehung, dass die Ersparnisse gleich den Investitionen sind. Beim geschlossenen bzw. erweiterten Wirtschaftskreislauf wird davon ausgegangen, dass die Privathaushalte ihr zur Verfügung stehendes Einkommen nicht in vollem Umfang für Konsumausgaben aufwenden, sondern einen Teil davon sparen. In dem Fall wird das Geld angelegt und im Rahmen der Kapitalmärkte faktisch verwaltet, sodass Banken zum Beispiel an Unternehmen Kredite vergeben können.
Einfach an einem Video erklärt:
Worin besteht der Zusammenhang zwischen Wirtschaftskreislauf und BIP?
Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftskreislauf und BIP besteht unter anderem darin, dass es ohne Wirtschaftskreislauf gar kein Bruttoinlandsprodukt im eigentlichen Sinne geben würde. Der Wirtschaftskreislauf ist also faktisch mit seinen Geld- und Güterströmen die Basis dafür, dass die für die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes notwendigen Zahlen und Daten überhaupt entstehen. Dies gilt für alle Berechnungsmethoden des BIP, die wir in einem der vorherigen Abschnitte unseres Beitrages näher erläutert haben. Oftmals ist im Grunde das Bruttoinlandsprodukt gemeint, wenn zum Beispiel von der Berechnung des Wirtschaftskreislaufes gesprochen wird.