Die Corona-Pandemie hinterlässt in den meisten mittelständischen Unternehmen tiefe Spuren. Trotz teilweise sogar überdurchschnittlichen Umsatzzuwächsen in den letzten Monaten kann der Umsatzrückgang aus dem 2. Quartal oft nicht aufgeholt werden. Staatliche Liquiditätshilfen erhöhen zudem die Verschuldung. Diese und weitere Faktoren wirken sich negativ auf das Bankenrating von Unternehmen aus – mit weitreichenden Folgen. Unser Artikel zeigt anhand eines Praxisfalles Lösungsmöglichkeiten auf.
Das neue Jahr hat begonnen. Wenn noch nicht geschehen, muss der Jahresabschluss des abgelaufenen Geschäftsjahres erstellt werden. Er spiegelt das Ergebnis des Geschäftsjahres wider und stellt die Weichen für das kommende Jahr – treffen doch Banken und andere Geschäftspartner ihre Entscheidungen zur Zusammenarbeit auf der Basis der letzten Bilanz.
Bilanzen in Zeiten von Corona
Diese Tatsachen gelten Jahr für Jahr. Doch dieses Jahr ist die Bilanzerstellung noch von viel weitreichenderer Bedeutung als üblich. Die Corona-Pandemie bestimmt nun schon fast das ganze Jahr hindurch das Tagesgeschehen und hat einen nachhaltigen Einfluss auf die Umsatzentwicklung der meisten mittelständischen Unternehmen genommen. Insbesondere im ersten Lockdown im 2. Quartal waren deutliche Umsatzrückgänge zu verzeichnen und führten trotz teilweise sogar überdurchschnittlichen Umsatzzuwächsen in den letzten Monaten bei den meisten Betrieben zu einem signifikanten Minus.
Eine zweite bilanzrelevante Kennziffer ist der Verschuldungsgrad. Viele Unternehmen verfügen aktuell dank der staatlichen Liquiditätshilfen zwar über ausreichend liquide Mittel, doch die KfW-Hilfskredite schlagen sich natürlich auch in der Bilanz nieder. Wurden für anstehende Investitionen weitere KfW-Sonderkredite über die Hausbank aufgenommen, addieren sich diese Positionen dazu.
Betrachtet man nun das resultierende Bilanzbild, so wird es in 2020 nur wenigen Unternehmen gelingen, ein konstantes oder gar verbessertes Ergebnis zu dokumentieren. Das dürfte auch niemanden wirklich überraschen. Doch dass diese Bilanzergebnisse in 2020 auch weitreichende Auswirkungen auf die unternehmerischen Freiräume der Unternehmen in 2021 haben, darüber machen sich noch zu wenige Entscheider Gedanken.
Das Bankenrating ist der Schlüssel zu Erfolg/Kredit/Wachstum
Das entscheidende Kriterium für eine Kreditvergabe der Banken ist das Bankenrating. In dieses Rating fließen zahlreiche quantitative und qualitative Faktoren mit ein, wobei die oben genannten Bilanzkennzahlen besonderes Gewicht auf die Bonitätsprüfung haben. Zusätzlich spielen folgende Parameter eine Rolle:
-
Eigenkapitalquote
-
Liquidität
-
Verschuldungsgrad
-
Anlagendeckung
-
Umsatzrendite
-
Debitoren- und Kreditorenziel
-
Cashflow
Demzufolge erwarten die Banken für das nächste Jahr Ratingverschlechterungen im Bereich von 50 Prozent, in den meisten Fällen sogar zwischen 65 und 100 Prozent. Die Verschlechterungen zeigen sich bereits aktuell, jedoch wird mit der größten Welle erst ab nächstem Jahr gerechnet, sobald Hilfspakete auslaufen und die Tilgung der Corona-Darlehen beginnt. Da diese Ratingverschlechterungen unmittelbare Auswirkungen auf die Eigenkapitalunterlegung und die Rentabilität der Banken haben, ist im Sinne der Risikopolitik mit Konsequenzen seitens der Banken zu rechnen. Sprich: Die Kreditvergaberichtlinien werden strenger.
Worauf müssen sich Unternehmen nun in ihrer Beziehung zu Banken einstellen?
Auch wenn zu hoffen bleibt, dass es stets eine Einzelfallbetrachtung gibt, ist mit folgenden Entwicklungen zu rechnen:
-
Restriktivere Kreditvergabe und Risikopolitik mit Kreditverknappung in Risikobranchen bis hin zu ganzen Branchenausschlüssen
-
Konditionsanpassungen durch steigende Anforderungen an Besicherung und Margen aufgrund der Verbesserung der RWA-Effizienz (Risk-Weighted-Asset)
-
Höhere Anforderungen an das Reporting (Qualität / Aktualität) und zusätzliche unterjährige Analysen
Insbesondere Unternehmen, die auch schon vor der Corona-Krise nicht kapitaldienstfähig waren und keine Hilfskredite in Anspruch nehmen können, haben es trotz möglicherweise gutem Geschäftsmodell schwer, an die benötigten Kredite zu kommen.
Was können Unternehmen tun, um sich für die Zukunft zu rüsten?
Trotz der Herausforderungen im operativen Geschäft sollte gerade jetzt die Zeit für eine strategische Finanzplanung genutzt und Parameter, die das eigene Geschäftsmodell beeinflussen, verbessert werden. Vertrauen und Transparenz sind stets die Basis für das Verhältnis zwischen Unternehmen und Finanzdienstleistern. Insofern ist auch die Qualität und Aktualität des Reportings entscheidend.
Für das Corona-Jahr 2020 sollten die Unternehmen daher die Jahresabschlüsse zügig erstellen und Optimierungen für das Rating und in der Bilanzstruktur noch in 2020 umsetzen, um eine erfolgreiche strategische Aufstellung der Finanzierung zu gewährleisten. Leasing oder Factoring lassen sich noch in diesem Jahr umsetzen, wenn man jetzt startet.
Finanzierungsmix ist das Schlüsselwort für 2021
Nach allen Erfahrungen in bisherigen Krisen und aus den oben geschilderten Zusammenhängen spielt eine Flexibilität in der Finanzierung die entscheidende Rolle, um zukunftsfähig zu bleiben. Dazu zählt sowohl eine Diversifikation der Instrumente als auch der Finanziers und damit verbunden die Unabhängigkeit von Bankentscheidungen. Vielmehr sollten Unternehmen kreative Lösungen entwickeln und Bausteine wie Eigenkapital, Bankkredite und alternative Finanzierungsmöglichkeiten optimal kombinieren. Das ist selbst bei kleineren Unternehmen möglich. Der erste Weg muss nicht immer zwingend der zur Hausbank sein.
Praxisbeispiel
Wie ein intelligenter Finanzierungsmix zum Erfolg führt, zeigt ein Praxisbeispiel. Gerade wenn ein Unternehmen viele offene Forderungen hat, lohnt es sich, die Bilanz zu überdenken und Reinigungsprozesse zu initiieren. Mit Factoring erhöht sich die Liquidität und verbessert sich insgesamt das Working Capital. Die Vorgaben für Eigenkapitalquoten können so leichter erfüllt werden und erhöhen die Chancen, die gewünschten Kredite zu erhalten und die Finanzierung auf breitere Beine zu stellen:
Ein Hersteller für Präzisionsteile für den Maschinenbau hat im Zuge eines Management-Buy-Outs seine Prozesse neu ausgerichtet, die Produktqualität optimiert und somit eine neue verbesserte Marktpositionierung erreicht. Ziel war es, qualitativ hochwertige Komponenten zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Jedoch kam es durch Corona anders als gedacht: Der geplante Turnaround blieb aus. Vielmehr führte der Verlust großer Abnehmer und das im Vorgriff auf die Abrufe aufgebaute Warenlager zu einer Verlustsituation.
Weiteres Handicap war, dass es nur eine Bankverbindung gab und sämtliche Assets zur Besicherung der Kreditlinien dienten. Aufgrund der Ratingverschlechterung hat die Bank trotz vorhandener Sicherheiten und wieder steigenden Umsätzen mit verbesserter Profitabilität keine zusätzlichen Kreditmittel zur Verfügung gestellt, um den Liquiditätsengpass zu finanzieren. Das Unternehmen stand also vor der Herausforderung, seine Finanzierung komplett neu zu strukturieren. Die Neustrukturierung war geleitet von der optimalen Nutzung der bereits im Unternehmen geschaffenen Assets. So wurde mittels Sale-and-Lease-Back aus dem Maschinenpark und mittels Factoring aus den offenen Forderungen Liquidität generiert. Ergänzt wurden diese Maßnahmen durch einen KfW-Schnellkredit und eine mit dem Warenlager besicherte Betriebsmittellinie bei einer neuen Bankverbindung. Weitere Spielräume für unvorhergesehene Abweichungen ergaben sich durch die Hinzunahme eines neuen Investors. Die bisherige Hausbank konnte komplett abgelöst werden. Das Unternehmen verfügt jetzt über eine stabile und nicht zuletzt aufgrund des Factoringbausteins auch wachstumsorientierte Finanzierungsstruktur. Aktuell sind die Auftragsbücher wieder gut gefüllt und das Unternehmen befindet sich wieder auf Wachstumskurs.
Diese Vorteile wurden konkret mit Factoring erzielt:
-
Als zukunftsorientiertes Finanzinstrument wächst die Finanzierung bei zunehmendem Erfolg automatisch mit und fängt auch Saison oder Projektspitzen ab.
-
Beim Factoring werden die Qualität des Forderungsportfolios bewertet und Factoring-Anbieter können auch in herausfordernden Unternehmensphasen Liquidität zur Verfügung stellen.
-
Durch die sofortige Liquidität können Verbindlichkeiten bei Lieferanten reduziert und möglicherweise sogar Lieferantenskonti genutzt werden.
-
Im Schnitt geraten 80 Prozent aller Firmen innerhalb von zehn Jahren in eine Unternehmenskrise. Praxisbeispiele zeigen: Jedes Unternehmen kann in Turbulenzen geraten – und auch wieder heraus!
-
Der Unternehmer kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren, denn der Factoring-Anbieter übernimmt lästige Aufgaben wie Forderungsmanagement und Mahnwesen und bietet zusätzlich noch eine Warenkreditversicherung, die vor Forderungsausfall schützt.
-
Durch die frei werdenden finanziellen Spielräume hat das Unternehmen nun die Möglichkeit, seinen Debitoren längere Zahlungsziele anzubieten und somit seine Wettbewerbsfähigkeit ohne Liquiditätsverlust zu verbessern.