Wenn dann auch noch die wirtschaftliche Lage Ihres Unternehmens stimmt und Sie auch Sicherheiten in ausreichendem Maß hätten stellen können, fragt man sich zurecht: Woran hat es gelegen?
Nicht immer können die Firmenkundenberater im Falle einer Ablehnung für Unternehmer nachvollziehbare Gründe nennen, warum es mit dem Kredit nicht geklappt hat. Besonders mysteriös wird es, wenn Ausdrücke wie „Geschäftspolitische oder risikopolitische Gründe“ ins Spiel kommen. Wir geben mittelständischen Unternehmern einen Eindruck, was sich hinter diesen Aspekten versteckt – und wie Sie reagieren sollten, falls Ihnen eine Finanzierung mit dieser Begründung tatsächlich einmal verwehrt wird.
Geschäftspolitik: Keine Entscheidung des einzelnen Firmenkundenberaters
Vielleicht sind Sie ja schon etwas länger im Geschäft und erinnern sich noch an die „gute alte Zeit“, als Ihr Firmenkundenberater Ihnen im Beratungsgespräch noch per Handschlag einen Kredit zusagen konnte. Das ist heute leider häufig nicht mehr so – und insbesondere bei größeren Kreditsummen auch gar nicht mehr erlaubt. Grundsätzlich gilt: Je größer das Risiko, desto größer ist die Anzahl der Personen, die in eine Entscheidung eingebunden sind.
Den Rahmen für eine Kreditentscheidung bilden die Kreditgrundsätze und die Risikorichtlinien einer Bank. Hierin ist geregelt, wer grundsätzlich einen Kredit bekommen darf, was zu prüfen ist und wer in der Bank über einen konkreten Fall – je nach Größen- und Risikoklasse – entscheiden darf.
Jeder Bankberater – ob Firmenkundenbetreuer oder zuständig für Privatkunden – muss sich an diese Vorgaben halten, die ihm für seine tägliche Arbeit und Entscheidungen in seinem Geschäftsbereich für die Vergabe von Finanzierungen mitgegeben werden. Das sind harte Faktoren, wie beispielsweise in Hinblick auf das Unternehmensrating, das ein Kunde mitbringen muss, oder weiche Faktoren, wie die persönliche Einschätzung des Kunden oder eines Geschäftsmodells:
Branchen
Auch wenn Ihr Unternehmen gute Zahlen und ausreichende Sicherheiten für eine Finanzierung mitbringt, kann es sein, dass eine Ablehnung ins Haus flattert. Das kann daran liegen, dass manche Banken Unternehmen bestimmter Branchen prinzipiell ausschließen. Bei den meisten Finanzanbietern sind das Unternehmen aus dem Glücksspielbereich, dem Rotlichtgewerbe und Betriebe, die sich mit dem Kauf/Verkauf oder der Herstellung von Waffen beschäftigen. Aber auch tendenziell risikobehaftete Branchen (also Unternehmenszweige, die eine hohe Kreditausfallrate haben) können auf der „roten Liste“ mancher Banken stehen. Das kann an der individuellen Erfahrung des Bankhauses, aber auch an derzeitigen wirtschaftlichen Trends liegen – und sich dementsprechend auch wieder ändern.
Projekte oder Objekte
Manche Banken arbeiten universell, nehmen also jede Art von Geschäft an. Allerdings schließen viele Anbieter bestimmte Projekte oder Investitionsobjekte von vorne herein aus. Vergibt ein Bankhaus beispielsweise generell keine Bauträgerfinanzierungen, machen es andere sehr gerne – verweigert eine Bank jegliche Form von Unternehmensübernahmen, sind andere darauf sogar spezialisiert. Allerdings ist für viele Unternehmen nicht ersichtlich, was für ein Geschäft die eigene Hausbank präferiert. Da hilft nur aufwändiges Nachfragen oder die Nutzung von digitalen Plattformen und deren Beratungskompetenz und Netzwerk in Sachen Unternehmensfinanzierung.
Finanzierungsparameter
Oft haben Banken – gerne in Kombination mit der Art des Projekts oder Objekts – bestimmte Limits, wenn es um die Größenordnung von Projekten geht. Die unterscheiden sich gerne auch noch zwischen Bestandskunden der Bank (bei denen die Kredithistorie ja bekannt ist) und Neukunden, die sich gerade erst vorstellen. Hat man also ein großvolumiges Projekt, beispielsweise bei einer gewerblichen Immobilienfinanzierung, kann die bloße Höhe der Finanzierung bereits ein geschäftspolitischer Grund für eine Ablehnung sein. Auch dann, wenn das Projekt gut durchdacht, geplant und gewinnversprechend ist.
Auch die sonstigen Vorstellungen des Unternehmens hinsichtlich Laufzeit und Eigenmitteleinsatz können einfach nicht zu den (aktuellen) Prinzipien einer Bank passen, sodass eine Finanzierung nicht zustande kommt.
Region
Beispielsweise bei Volksbanken und Sparkassen herrscht in Deutschland das Regionalprinzip. Das heißt, dass sie nur in ihrem eigenen Einzugsbereich (und gelegentlich einige Kilometer darüber hinaus) tätig sind. Aber auch abseits der Sparkassen oder genossenschaftlich organisierten Banken kann es bei einer Finanzierung regionale Gründe für eine Absage geben: Auch hier ist meist eine Kombination aus aktuellen Trends, des Projekts und der Höhe der Finanzierung der Grund. Möchte ein Unternehmer beispielsweise einen Kredit, um eine Zweigstelle in einer Region zu eröffnen, in der gerade viele Unternehmen ähnlicher Art schließen müssen, kann es sein, dass die Firmenkundenberater der Bank die Anweisung erhalten, keine Kredite mehr an Unternehmen dieser Region und Branche mehr zu vergeben.
Cash-Flow- oder Sicherheiten-Orientierung der Bank
Auch wenn Sie als Unternehmer durchaus gute Zahlen mitbringen, Sicherheiten vorweisen können und eine lupenreine Weste vorweisen, was ihre Rückzahlungen von Finanzierungen betrifft, kann es sein, dass eine Bank ihnen genau aus diesen Gründen absagt und sogar noch bessere Zahlen erwartet. Das sollte Sie aber nicht abschrecken. Jede Bank interpretiert den Cash-Flow und Sicherheiten unterschiedlich. Manche Finanzanbieter legen mehr Wert auf Sicherheiten, andere auf den Cash-Flow.
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Non-Resident
Sitzt der Investor oder auch das Mutter-Unternehmen im Ausland, also nicht direkt greifbar für die Bank, haben viele Institute die interne Richtlinie, das Geschäft beziehungsweise die Finanzierungsanfrage grundsätzlich abzulehnen.
Engagementrisiko
Wenn es sich bei der Bank, bei der Sie eine Finanzierung angefragt haben, um Ihre Hausbank handelt, mit der Sie schon lange zusammenarbeiten und bei der bereits mehrere Finanzierungen für Ihr Unternehmen laufen, kann es durchaus vorkommen, dass die Bank Sie genau deswegen diesmal ablehnt. Der Grund ist das Gesamt-Engagementrisiko: Sind durch das Finanzinstitut bereits eine Reihe Kredite im Unternehmen platziert, die noch nicht vollständig zurückgezahlt sind, erhöht sich immer auch das Verlustrisiko für den Anbieter, falls das Unternehmen widererwartend doch die Raten nicht mehr bedienen kann. Sind mehrere (womöglich hohe) Finanzierungen noch aktiv, kann eine Bank auch einen durchaus guten Stammkunden ablehnen, um dieses Risiko zu minimieren.
Bewertungsspielräume
Abseits der oben genannten geschäftspolitischen Faktoren kommen individuelle Bewertungen hinzu, die jede Bank, aber auch jeder Firmenkundenberater individuell trifft. Dazu zählen beispielsweise generell das Geschäftsmodell, aber auch die Notwendigkeit einer Investition. Manche Banken tun sich schwer mit innovativen und oft für Laien nicht sofort verständlichen Technologien: Möchte ein Kunde beispielsweise im Technologiebereich aktiv werden und Cloud-Services anbieten, ist es essenziell wichtig, dass der Finanzpartner das Konstrukt und die Idee versteht, um das Geschäft zu bewerten und damit auch die Bepreisung vernünftig zu gestalten. Versteht die eigene Bank nicht, was man als Unternehmen eigentlich tut und was für Ansprüche man als Bankkunde hat, lohnt sich womöglich ein Wechsel – bevor es zu einer Situation kommt, in der eine Finanzierung nötig wird.
Ebenso verhält es sich mit der Bewertung von Abhängigkeiten des Unternehmens von einzelnen (Groß-) Kunden oder Lieferanten, der Bewertung von Objekten und Immobilien (Stichwort: Beleihungswertrichtlinien) oder auch von steuerlichen Rückstellungen, außerordentlichen Erträgen oder der bilanziellen Bewertung von Off-Balance-Finanzierungen wie Leasing oder Factoring für das Rating. Jede Bank – und im Kleinen sogar jeder Firmenkundenberater – hat hier andere Präferenzen und eine individuelle Sicht, die in die Kreditentscheidung mit einspielt.
Besonders komplex ist die Bewertung sogenannter immaterieller Vermögenswerte. Dazu gehört beispielsweise der Markenwert eines Unternehmens. Der Wert einer Marke ist schwer zu bemessen: Manche Banken berücksichtigen diese Werte gar nicht als Sicherheit, andere schätzen die Wertigkeit einer Marke anhand von aktuellen Unternehmenszahlen und Vergleichswerten anderer Unternehmen derselben Branche, falls das möglich ist.
Fazit: Was kann ein mittelständischer Unternehmer tun?
Bei der Einordnung geschäftspolitischer Faktoren bei Vergabe eines Unternehmenskredits sollten sich Mittelständler sowohl auf harte wie auch weiche Faktoren gefasst machen. Viele Vorgaben sind individuelle Interpretation des einzelnen Firmenkundenberaters, aber auch Interpretationen des Finanzanbieters.
Um nicht von der geschäftspolitischen Ausrichtung der eigenen Bank überrascht zu werden und dann (ohne Firmenkredit oder Betriebsmittelkredit) alleine im Regen zu stehen, sollte der Mittelstand sich nicht in Abhängigkeiten zu einzelnen Anbietern begeben. Jeder Unternehmensberater wird erklären: Wer sich von bestimmten Kunden oder Lieferanten abhängig macht, geht ein enormes Risiko ein. Trotzdem setzen vor allem kleinere und mittlere Mittelständler auf zu wenig Finanzanbieter im Portfolio, wie die große Mittelstandsstudie 2019 zeigt, in deren Rahmen über 600 Entscheider aus mittelständischen Unternehmen befragt wurde. Lehnt eine Bank eine Finanzierung ab, heißt das noch lange nicht, dass jede Bank so entscheiden würde.
Tipp: Fragen Sie Ihre Finanzierungen breiter an
Setzen Sie nicht alles auf eine Karte, sondern streuen Sie das Risiko und fragen Sie Ihre Finanzierung direkt bei einer Reihe von Banken und anderen Finanzdienstleistern an. Das erhöht nicht nur die Chance einer Zusage, sondern ermöglicht bei mehreren Angeboten auch einen Vergleich der Konditionen. Um diesen Vorgang zeitsparend zu gestalten und sich nicht eigenhändig bei mehreren Banken und Anbietern vorstellen zu müssen, bietet sich (der Digitalisierung sei Dank) der Weg über eine Online-Plattform. Einmal einen Kredit, ein Leasing oder Mietkauf, Factoring, eine Einkaufsfinanzierung oder auch Fördermittel anfragen – den Rest übernehmen erfahrene Berater, die die Anfrage in einem Netzwerk aus über 250 Banken, Sparkassen, Volksbanken, Leasing-Gesellschaften und Förderbanken platzieren.
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