Was ist Design Thinking?
Design Thinking ist eine systematische und gleichzeitig agile Methode zur Lösung eines Problems, bei der die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse im Fokus stehen. Um dies zu erreichen, wird bei der Methode auf Vorgehensweisen aus dem Design-Handwerk zurückgegriffen, da hier in der Regel sehr nutzerorientiert gearbeitet wird. Das Ziel: Innovative Lösungen für komplexe Problemstellungen.
Das Besondere am Design Thinking ist, dass dabei Personen aus unterschiedlichen Disziplinen und Gewerken zusammenkommen. So können zum Beispiel Marketing-Profis gemeinsam mit Vertrieblern und Entwicklern sowie Projektmanagern an der Lösung eines komplexen Sachverhalts arbeiten. Das interdisziplinäre Team hat den Vorteil, dass die Teammitglieder unterschiedliche Perspektiven, Denkansätze und Erfahrungen zur Findung einer neuen Idee und somit der Lösung des betrachteten Problems mitbringen. Da das heterogene Team auf diese Weise über ein breiteres Wissen verfügt als beispielsweise homogene Abteilungen, findet es häufig schneller die beste Lösung für das Vorhaben.
Der Prozess des Design Thinkings läuft in sechs teilweise iterativen Schritten ab:
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Verstehen: Im ersten Schritt geht es darum, die Herausforderung zu verstehen, damit jedes Teammitglied Experte für das Problem wird.
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Beobachten: Nachdem alle den Fall kennen, geht es an die Recherche. Dabei wird der Status-Quo erfasst: Wer ist die Zielgruppe, was sind ihre Bedürfnisse? Hilfreich sind in dieser Phase beispielsweise Befragungen der Zielgruppe oder wenn möglich sogar das Erleben des Problems.
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Sichtweisen definieren: In dieser Phase werden die gewonnen Erkenntnisse zusammengetragen und ausgetauscht. Das Ziel: ein gemeinsamer Wissensstand zur Zielgruppe für einen homogenes Gesamtbild.
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Ideen finden: Anschließend geht es darum, Ideen zu generieren. Dabei kann jede beliebige Kreativtechnik, wie zum Beispiel das Brainstorming oder die Brainwriting-Methode, eingesetzt werden. Wichtig ist, dass möglichst viele Ideen zusammenkommen. Dazu sollte eine Umgebung geschaffen werden, in der sich jeder Teilnehmer sicher und wohl fühlt – in dieser Phase sind wilde und bunte Ideen ausdrücklich erwünscht. Es gilt: Jede Idee soll geäußert werden, eine Bewertung der Einfälle wird abschließend nach der Ideenfindung getroffen.
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Prototypen entwickeln: Um die finalen Ideen zu veranschaulichen, werden mit möglichst wenig Aufwand Prototypen gebildet. Diese können ganz unterschiedliche Formen haben: vom Papiermodell für Produkte bis hin zu detaillierten Ideenbeschreibungen ist hier alles möglich, das dazu beiträgt die Idee zu verstehen und weiterzuentwickeln.
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Testen: Hier erfolgt ein Dialog oder Abgleich mit der Zielgruppe. Das entstandene Feedback kann dann zur Weiterentwicklung der Prototypen oder als Anhaltspunkt für neue Alternativen verwendet werden.
Der Design Thinking Prozess im Überblick:
Die letzteren Phasen können sich also mehrfach wiederholen – wenn herauskommt, dass die Zielgruppe die Idee nicht annimmt, wird nach neuen Lösungsansätzen gesucht. Auf diese Weise nähert sich das Team in kleinen Schleifen der besten Lösung an.
Ist die Methode auch für den Mittelstand geeignet?
Diese Frage lässt sich in jedem Fall mit Ja beantworten. Design Thinking ist eine Methode zur Lösung eines Problems einer bestimmten Zielgruppe und kann somit für jeden Bereich und in jeder Branche verwendet werden. Häufig kommt es bei der Entwicklung von Innovationen sowie in der Softwareentwicklung zum Einsatz, um Lösungen zu realisieren, die sich auf die Interaktion mit dem Endnutzer konzentrieren.
Damit der Mittelstand auf lange Sicht nicht Gefahr läuft, von großen Unternehmen überrollt zu werden, ist die Innovationskraft in diesem Bereich besonders wichtig. Denn Innovation ist definitiv kein Selbstläufer. Laut kfw-Innovationsbericht hält der Trend zu weniger Innovationen im Mittelstand schon seit Längerem an. Die Design Thinking Methode ist in diesem Fall ein guter Ansatz, nutzerzentrierter und näher an der Zielgruppe zu arbeiten. Aus dieser Herangehensweise entstehen durch die Identifikation von Herausforderungen der Zielgruppe häufig neue Innovationen.
Des Weiteren hält sich im Mittelstand oft der Glaube, dass Innovationen oder neue Ideen von oben (Top-Down) kommen müssen. Hier findet Design Thinking insofern eine ideale Ausgangsbasis, da bei der Methode mit interdisziplinären Teams gearbeitet wird. Das heißt: Personen aus der Führungsetage, Mitarbeiter aus Marketing, der Produktion oder Entwicklung, vom Junior bis zum Director kommen zusammen und erarbeiten auf Augenhöhe eine Lösung für das Problem ihrer Zielgruppe. Diese Arbeitsweise, aber auch die gesamte Denkweise, erlaubt es allen Mitarbeiter, zu partizipieren, bringt durch die größere Bandbreite an Teammitgliedern neue Denkanstöße mit und stärkt so das Wir-Gefühl: Jedes Teammitglied wird als gleichwertig wahrgenommen, jede Meinung zählt.
4 Tipps für eine erfolgreiche Umsetzung
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Schritt für Schritt zur Lösung: Beim klassischen Design Thinking Prozess geht man häufig einen umgekehrten Weg. Zunächst beschäftigt sich das Team mit der Zielgruppe, ihren Bedürfnissen und ihren Herausforderungen. Die Lösung eines Problems steht erst einige Schritte weiter im Prozess an. Auch wenn die Lösung einer Herausforderung vielen unter den Nägeln brennt, hat sich die ausführliche Analysephase der Design Thinking Methode als äußerst wirkungsvoll erwiesen – nur durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Zielgruppe kommt das Unternehmen einer Lösung näher, die den Nutzer des Produkts am Ende in den Fokus setzt und schlussendlich den gewünschten Erfolg und Umsatz bringt.
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Feedback, Feedback, Feedback: Für den Erfolg der Methode sind zudem Feedbackschleifen entscheidend. So kann es sich beispielsweise lohnen, mit einer Gruppe ausgewählter Kunden zusammenzuarbeiten, die Prototypen direkt testet und bewertet.
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Keine Angst vor Rückschlägen: Durch die Testphasen im Design Thinking Prozess wird es voraussichtlich auch dazu kommen, dass das Team erkennen muss, dass eine Idee oder ein Prototyp nicht bei der Zielgruppe funktioniert. Klingt erstmal nach einem Rückschlag, ist es aber nicht – sondern vielmehr eine Chance. Dass eine Idee nicht wie gewünscht funktioniert, sollte als qualifiziertes Feedback angesehen werden und dazu dienen, weiter an der Problemlösung zu arbeiten. Das Trial-and-Error-Prinzip gehört definitiv zur Design Thinking Methode dazu.
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Der Methode Zeit geben: Design Thinking als Arbeitsansatz lässt sich nicht an einem Tag umsetzen. Die Methode braucht Zeit und erfordert auch einen Wandel der Unternehmenskultur. Schließlich arbeiten plötzlich Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen zusammen. Die neue Gruppe muss sich also erst als Team finden und offen für Veränderungen sein. Auch Kreativität funktioniert nicht auf Knopfdruck. Vielmehr muss ein Raum geschaffen werden, in dem sich jedes Teammitglied sicher fühlt, auch die verrücktesten Ideen zu äußern. Vor allem ungeduldige Führungskräfte, die auf schnelle Lösungen gepolt sind, werden sich zunächst vermutlich zurückhalten müssen. Aber auch das gehört zum Lernprozess dazu!
Vorteile der Methode
Der größte Vorteil des Design Thinkings ist das Einbeziehen verschiedener Perspektiven und Sichtweisen aus unterschiedlichen Abteilungen – einzelne Themenmeetings kommen bei Weitem nicht an diese Form der Inklusion heran. Durch die Vielfalt und die Nähe zur Zielgruppe können Lösungen entstehen, die der Endkunde auch wirklich braucht und somit ein Erfolgsrezept für das Unternehmen sind. Zudem fördert es die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern. Durch das gemeinsame Arbeiten an einer Lösung werden bestehende Grenzen zwischen Abteilungen aufgeweicht und ein stärkeres Wir-Gefühl erzeugt. Silo-Denken, das vor allem in alteingesessenen Betrieben an der Tagesordnung ist, wird aufgebrochen.
Design Thinking ist auch in kleinem Rahmen möglich: Arbeitsgruppen können zum Beispiel in gezielten Workshops immer wieder an der Lösung eines Problems arbeiten.
Wichtig ist bei der Methode ausschließlich, dass allen Teammitgliedern klar ist, dass es ein Lern- und Erfahrungsprozess ist. Genau wie im gesamten Design Thinking Prozess gilt also: Einfach starten und ausprobieren!
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