Was Arztpraxen Sorgen bereitet
Neben medizinischen Herausforderungen wie die Ansteckungsgefahr für sich und die Praxismitarbeiter bereiten fehlende Schutzmaterialien wie Masken und Kittel sowie eine nötige räumliche Trennung des normalen Praxisbetriebs von Corona-Verdachtsfällen vielen Hausärzten, Fachärzten und Zahnärzten Schwierigkeiten. Oft ist eine Neugestaltung des gesamten Praxiseingangs erforderlich – ein mitunter großer logistischer Aufwand. Doch diese Probleme sind relativ schnell zu beheben und mit Kreativität zu lösen. Ein Rückgang von Patientenzahlen und damit enorme Auswirkungen auf das Liquiditätsmanagement der Praxis wiegen dagegen deutlich schwerer.
Angst vor Ansteckung: Patientenrückgang
Sowohl Hausärzte wie auch Fachärzte bemerken zur Zeit zwar ein erhöhtes Informationsbedürfnis der Patienten zum Thema Corona und Infektionsrisiken, doch oft begegnet ihnen auch wirkliche Angst: Patienten trauen sich nicht mehr in die Praxen, aus Angst vor einer Infektion mit dem neuen Corona-Virus. Das hat direkte Auswirkungen auf die Einkünfte der Praxis. Viele Ärzte steigen auch auf Wunsch der Patienten auf die auch schon vor der Krise beliebter werdende Telemedizin, also die Beratung via Telefon oder Webcam, um. Auch wenn diese nicht unumstritten und nicht für alle Behandlungen bzw. Diagnosen geeignet ist, bietet sie Medizinern in dieser Zeit eine Möglichkeit der Kompensation. Dafür haben einige KVen den erlaubten Anteil der Telemedizin-Behandlungen einer Praxis bereits erhöht. Hier sollten sich interessierte Mediziner direkt bei den KVen zur Umsetzung, Abrechnung und den zertifizierten Programmen informieren. Doch eine dauerhafte Lösung, die Liquidität einer Praxis mit Mitarbeitern zu sichern, bietet dies nicht.
Wenn sich Arzt und Mitarbeiter infizieren
Das Worst-Case-Szenario ist natürlich die Infektion eines Arztes oder eines Mitarbeiters der Praxis. In diesem Fall muss die Praxis in der Regel geschlossen werden, um eine Gefahr für die Patienten ausschließen zu können. Die wirtschaftlichen Folgen einer solchen Schließung mit komplettem Verdienstausfall sind natürlich beträchtlich.
Ausbleibende Rechnungszahlungen der Patienten
Ein weiteres Problem sind Patienten, die für bereits erbrachte Behandlungen abseits der KV-Leistungen offene Rechnungen nicht begleichen. Das kann daran liegen, dass sie selber durch die Corona-Krise in wirtschaftliche Probleme geraten sind und so nicht in der Lage sind, die Arztrechnungen zu zahlen. Hiervon sind vor allem Praxen mit hoher Dichte an Privatversicherten oder Zahnärzte mit vielen Selbstzahlerleistungen betroffen.
Lösungen für niedergelassene Ärzte
Sind Ärzte mit einer Praxis von diesen Folgen der Corona-Krise betroffen, sodass finanzielle Engpässe und Liquiditätsprobleme drohen, gibt es unterschiedliche Lösungen. Auf steuerlicher Seite haben Ärzte beispielsweise die Möglichkeit von Steuerstunden oder der Neuberechnung bereits vorausgezahlter Steuern. Für diese Reduzierungen von Steuervorauszahlungen bestehen bereits vereinfachte Anträge von Seiten der Finanzämter. Hier ist auf jeden Fall notwendig, dass sich betroffene Ärzte mit ihrem Steuerberater dazu austauschen und Beratung suchen.
Eine weitere Möglichkeit der kurzzeitigen Entlastung ist der Umstieg auf Kurzarbeit in der Praxis. Das Kurzarbeitergeld der Bundesagentur für Arbeit sichert das Auskommen der Mitarbeiter zumindest zu einem großen prozentualen Anteil und die Liquidität der Praxis bekommt etwas Luft. Hierbei gilt es aber zu beachten, dass es sich beim Kurzarbeitergeld um eine Leistung handelt, die man erst nachträglich zurückerstattet bekommt. Eine Vorfinanzierung des Kurzarbeitergelds ist deshalb eine Überlegung wert.
Überziehen Patienten die Zahlungsziele bei Rechnungen, kann Factoring eine Lösung sein. Dabei handelt es sich um das Outsourcen des Zahlungsmanagements, indem die Rechnung des Arztes an einen Finanzdienstleister weitergegeben wird. Dieser begleicht die offene Zahlung für den Patienten zeitnah und kümmert sich um die Rechnungsstellung beim Patienten. So wird die Verwaltung der Praxis entlastet und Zahlungsausfälle oder verspätete Zahlungen werden vermieden. Auf Mediziner und Factoring für niedergelassene Ärzte haben sich bereits Anbieter spezialisiert.
Kommt nach einer ausgiebigen Liquiditätsanalyse eine Fremdfinanzierung in Frage, gibt es unterschiedliche Optionen. Die kurzfristige und zeitnahe Lösung ist die Nutzung des Kontokorrentkredits der Praxis. Dieser funktioniert ähnlich wie der Dispositionskredit (Dispo), ist aber mit höheren Zinskosten verbunden als bei einem normalen Firmenkredit. Eine in den meisten Fällen günstigere Lösung sind Betriebsmittelkredite. Diese können je nach Finanzanbieter ebenfalls variabel genutzt werden und sind bei einer guten wirtschaftlichen Lage vor der Krise auch jetzt noch gut verfügbar. Um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren, kann man die Beantragung einer Praxisfinanzierung in Form eines Kredits auch bequem digital erfolgen.
Förderkredite der KfW als Corona-Hilfe
Eine weitere Option der Fremdfinanzierung, um die Liquidität einer Arztpraxis zu optimieren, sind Förderkredite, die derzeit von unterschiedlichen Förderbanken angeboten werden. Die Corona-Hilfen der KfW können Ärzte ebenfalls bequem digital über Online-Plattformen anfragen und müssen dafür nicht zwingend eine Geschäftsbank direkt vor Ort aufsuchen. Das ist gerade für angehörige medizinischer Berufe zurzeit essentiell wichtig, um persönlichen Kontakt zu vermeiden – zum Schutz der eigenen Person, der Praxis und der Patienten. Diese Anfrage ist zeitlich unabhängig und kann auch vor oder nach der Praxisöffnung erfolgen.