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Wann kommt die Zinswende – und was sollten Bauträger tun?

Die Zinswende wirft ihre Schatten voraus: Doch wann endet die derzeitige Niedrig­zinsphase mit ihren guten Finanzierungs­bedingungen für Bauträger – und wie sollten sich Bau­träger, die jetzt noch von günstigen Zinsen profitieren, darauf ein­stellen?

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Die Zinswende wirft ihre Schatten voraus

Bereits seit einigen Jahren bietet die deutsche Kredit­wirtschaft ein einzig­artiges Bild: Die Zinsen sind auf historisch niedrigem Stand. Der 3-Monats-Euribor-Wert (Euro Interbank Offered Rate), der als Grad­messer für Zins­produkte gilt, steht bei -0,316 Prozent (Stand: 27.11.2018) – ein Tiefstwert. Eine solche Niedrig­zins­phase gab es noch nie: Ökonomische Lehr­bücher müssen angepasst, volks­wirtschaftliche Makro-Modelle neu durch­dacht werden.

Während Banken und Sparer unter dieser Niedrig­zins­phase ächzen, freuen sich Bauträger: Bietet sich doch für sie schon seit Jahren eine einzig­artig gute Situation. Noch nie waren die Bedingungen für Projektfinanzierungen so günstig.

Allerdings stehen die Zeichen auf Sturm. Die Immobilienbranche zittert: Wann kommt die Zins­wende? Denn dass sie kommt, steht außer Frage – nur das wann ist noch nicht beant­wortet. Und wenn sie kommt, hat dies Aus­wirkungen auf alle Unter­nehmen. Vor kurzem hat die EZB rund um ihren Präsidenten Mario Draghi bereits angekündigt, die Anleihenkäufe vorsichtig im Laufe der nächsten Monate zu beenden. Den Leitzins werde die EZB zunächst weiter bei 0 Prozent halten, so Draghi.

Was passiert, wenn die Zinswende kommt?

Derzeit steckt die Europäische Zentral­bank (EZB) in einer Zwick­mühle: Neben der generellen Aufsichts­funktion über sämtliche Kredit­häuser gehört die Kontrolle der Geld­politik zu den grund­legenden Aufgaben der EZB. Das heißt, dass die Bank als Organ der Europäischen Union für Preis­niveau­stabilität in der Euro­zone sorgt und so die Inflations­rate auf mittlere Sicht unter oder nahe 2 Prozent halten will. So weit, so gut.

Derzeit erhöht die EZB (im Gegen­satz zu ihrem US-amerikanischen Pendant der FED) die Zinsen nicht, sondern schießt noch mehr Geld in den Markt. Ein Grund dafür sind die wirt­schaft­lichen Gefälle in der Euro­zone: Während in Deutsch­land eine gute Konjunktur vor­herrscht, sind viele Länder hoch­verschuldet – die Wirt­schaft kommt nach der Eurokrise nur schleppend wieder in Gang. Bei so guten Konjunktur­zahlen wie in Deutsch­land wäre es normaler­weise an der EZB, die Zinsen langsam wieder anzu­heben, um die an­ziehende Inflation in Deutsch­land frühzeitig zu senken.

Wenn der Zins­satz jetzt ange­hoben werden würde, sollte es zu einer stabileren Lage auf dem deutschen Markt kommen – dies könnte durch eine gemächliche Erhöhung der Zinsen geschehen. Erst zurück auf das Null-Niveau, dann schritt­weise in den positiven Bereich.

Die EZB ist am Zug

Der Druck auf EZB-Präsident Mario Draghi wächst: In den USA werden die Zinsen erhöht, die deutschen Banken fragen: Was ist mit Europa? Noch wiegelt Draghi ab. Bis voraus­sichtlich Mitte 2019 bleibe der Leit­zins konstant bei 0 Prozent. Die Inflation sei noch viel zu gering. Außer­dem beschwören manche Analysten ein Worst-Case-Szenario herauf: Werde der Zins zu früh, zu schnell oder zu stark angehoben, könne es zu einem extremen Kurs­rutsch im DAX kommen. Unter­nehmen erhielten aufgrund der unüber­sichtlichen Lage am Geld­markt weniger finanzielle Mittel, was zu einer Kredit­klemme führe. Zusätzlich könne sich die wirtschaft­liche Lage ver­schuldeter Euro-Länder massiv ver­schlechtern, was zu einer neuen Finanz­krise führen könnte.

Die COMPEON-Experten-Meinung dazu:

 

»Diese Prognose einer neuen Finanz­krise ist eher unrealistisch. Durch eine behutsame Er­höhung des Zins­satzes und das Aus­laufen der Anleihe­käufe durch die EZB wird es voraus­sichtlich zu mehr Stabilität auf dem Kredit­markt kommen. Allerdings befinden wir uns in einer Ausnahme­situation. Das heißt: Alles ist möglich und eine Vorher­sage über die exakten Folgen der Zins­wende nicht mit Verlässlich­keit zu treffen.«

Malte Ingenleuf,
Finanzexperte von COMPEON

 

Indikatoren für eine behutsame Zins­wende

Im Normal­fall verläuft die Zins­kurve im zeitlichen Verlauf in einer Wellen­bewegung. Auf jedes Hoch folgt ein Tief – und umge­kehrt. Das derzeitige Tief hält nun schon mehrere Jahre an, was darauf schließen lässt, dass ein Anstieg bald geschehen wird. Dass dieser bereits begonnen hat, zeigt nicht nur der bereits steigende Zins bei lang­fristigen Immobilien­finanzierungen. Der erste Indikator ist die Ent­wicklung in den USA: Dort wurden von der FED bereits drei Zins­schritte für 2018 einge­preist. Europa wird über kurz oder lang nach­ziehen, um das Ungleich­gewicht auf dem internationalen Finanz­markt nicht noch größer an­wachsen zu lassen. Diese Wende startet die EZB derzeit, indem sie die Anleihen­käufe behutsam zurück­fährt und eine Anhebung des Zins­satzes für 2019 an­kündigt.

Auch die Ent­wicklung der Euribor-Werte spricht dafür, dass es an der Zeit ist, die Zins­wende langsam einzu­leiten: Während der 3-Monats-Wert noch bei -0,316 Prozent steht, zeichnet sich auf lang­fristige Sicht beim 12-Monats-Euribor-Wert bereits Ent­spannung an. Dieser steht bei -0,146 Prozent. (Stand: 27.11.2018)

Prognose: Wann genau kommt die Zinswende?

Die COMPEON-Prognose: Die Zins­wende kommt, wie es die EZB auch angekündigt hat, Mitte des Jahres 2019 auf uns zu – und das wäre gesund für den Markt und den deutschen Sparer.

Die derzeitige Situation ist historisch einzig­artig. Sollte diese Lage noch länger anhalten, kann niemand garantieren, was passiert. Beispiels­weise kann es zu einem riesigen Knall auf dem Finanz­markt kommen, da sich so viel Geld im Um­lauf befindet. Die EZB täte gut daran, das Geld durch vorsichtige Zins­erhöhungen langsam aus dem Markt zu ziehen.

Was sollten Bauträger JETZT tun?

Bauträger sollten die noch günstige Situation zeit­nah nutzen, bevor die Zins­wende womöglich hart ein­schlägt. Zurzeit können Bauträger Projektfinanzierungen zu äußerst niedrigen Zinsen realisieren. Niemand kann mit Sicher­heit sagen, wie die Finanz­lage in wenigen Monaten aussieht. Hinzu kommt die der­zeit hervor­ragende Konjunk­tur. Hat der Bauträger gute Bilanz­zahlen vorzu­weisen, bekommt er nochmal bessere Konditionen im Hin­blick auf Zins, Lauf­zeit und Sicherheiten.

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