Die wirtschaftliche Situation für den Mittelstand ist derzeit hervorragend – und das trotz abschwächender Konjunktur. Bei vielen Unternehmen sind ausreichend liquide Mittel da, um Investitionen aus dem eigenen Vermögen zu zahlen. Doch ist das wirklich die beste Option? Ein Plädoyer für die Fremdfinanzierung in guten Zeiten:
»Kauf nur das, was du auch bezahlen kannst.«
Eine Weisheit, die viele Eltern und Großeltern den Kindern und Enkeln mit auf den Weg ins eigene Leben gegeben haben.
Ein durchaus guter Ratschlag, allerdings wie so viele Tipps nicht allgemein gültig. Gerade Unternehmer, die wirtschaftlich gut dastehen und in dieser Situation in den weiteren Erfolg des Betriebs investieren wollen, sollten sich diese Weisheit nicht all zu sehr zu herzen nehmen. Schließlich gibt es gute Gründe, die dafür sprechen, die gewonnene Liquidität im Unternehmen zu halten und stattdessen auf eine derzeit sehr günstige Fremdfinanzierung zu setzen.
Man bekommt schneller und leichter die Finanzierung
Ganz simpel ausgedrückt: Wer eigentlich kein Geld braucht, bekommt es leichter. In guten Zeiten mit guter Auftragslage, soliden Umsätzen und allgemein guter Liquiditätslage bekommen Unternehmen auch leichter eine Kreditzusage durch einen Finanzdienstleister.
Die Finanzierung ist i.d.R. günstiger
Fremdkapital ist immer günstiger als Eigenkapital. Aufgrund dieses sogenannten Leverage-Effekts sollten Unternehmen immer überlegen, ob es aus ökonomischen Aspekten nicht sinnvoll ist, bei einer Investition auch (zumindest in Teilen) auf Fremdkapital zurückzugreifen.
Gerade wenn es um das Unternehmen wirtschaftlich gut gestellt ist, zählt diese Überlegung doppelt, denn: Banken müssen sogenannte risiko-attestierte Zinssätze anbieten. Das heißt: Je besser das Unternehmen dasteht, desto besser ist auch der Zins.
Liquiditätsrücklagen für „schlechte Zeiten“
Finanziert man, wenn man die nötigen Mittel für die Investition selber zur Verfügung hätte, kann man die eigenen Liquiditätsreserven zurücklegen und dann frei nutzen, falls unvorhergesehene Situationen auftreten – beispielsweise wenn konjunkturelle Schwächeperioden Ausgaben und Investitionen erfordern. Diese Rücklagen sind dann besonders wertvoll, wenn es in schlechteren Zeiten schwieriger werden würde, einen Kredit zu erhalten.
Freie Auswahl bei den Finanzanbietern
Ohne den Druck im Rücken, dass unbedingt eine Finanzierung gefunden werden muss, lässt sich ruhiger und besonnener auf die Suche nach passenden Anbietern gehen. Ein ausgewogener Anbietervergleich verbessert nicht nur die Transparenz im Finanzierungsprozess, sondern auch die Konditionen selbst. Sucht man unter hohem Erfolgsdruck und mit wenig Eigenkapital als Backup einen Kredit, werden nicht nur die Auswahlmöglichkeiten in der Regel geringer, sondern auch die Konditionen in Bezug auf Zinssatz, Laufzeit, Sicherheiten und Co schlechter. Sprich: Während man sich den Finanzierungspartner in guten Zeiten eher aussuchen kann, muss man in wirtschaftlich angespannten Zeiten das nehmen, was man kriegt.
Die aktuell gute Situation auf dem Finanzmarkt
Die derzeit günstige Situation auf dem Markt für gewerbliche Finanzierungen erlaubt es Unternehmen, die mit einer guten Eigenkapitalquote und ausreichend Sicherheiten einen Kredit aufnehmen wollen, die Konditionen sehr positiv zu gestalten. Ändert sich diese Situation, beispielsweise durch eine Zinswende der EZB oder eine sich abschwächende Konjunktur, wie wir es bereits in diversen Prognosen beobachten, wird auch ein Firmenkredit automatisch teurer – die Zinssätze steigen, es werden mehr Sicherheiten verlangt, um das Risiko zu minimieren. Die Rücklagen des Unternehmens „sinken“ so im Wert, da mehr Sicherheiten aufgewendet und mehr Eigenmittel eingebracht werden müssen, um eine Finanzierung zu bekommen, die womöglich sogar schlechtere Konditionen besitzt.
Fazit
Wer heute gut dasteht, sollte diese Situation bewahren – und trotzdem in die Zukunft investieren. Finanzierungen für Unternehmen sind derzeit durch niedrige Leitzinsen und die gute wirtschaftliche Lage sehr günstig. Vor allem erfolgreiche Unternehmen mit Liquiditätsrücklagen sollten diese nicht für langfristige, hohe Investitionen verbrauchen, sondern auch auf Fremdfinanzierungen setzen, solange die Kosten dafür niedrig sind – und die Rücklagen erst nutzen, wenn sich diese Situation ändert. So sparen Unternehmen insgesamt und gewinnen zugleich an eigener Handlungsfähigkeit und Flexibilität.
Alle Gründe auf einen Blick:
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Aktuell sehr günstige Finanzierungskonditionen
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Eigenkapital bleibt frei (Liquiditätsrücklagen)
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Schneller Zugang zur Fremdfinanzierung
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Günstigere Konditionen
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Freie Anbieterauswahl