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Fakten und Experten-Tipps rund um die Zinswende

Die Zinswende – jetzt ist sie verbindlich angekündigt

Schon in der nächsten Sitzung der Europäischen Zentral Bank (EZB) im Juli sollen die Leit­zinsen um jeweils 25 Basis­punkte angehoben werden. „Die Entscheidung wurde einstimmig gutgeheißen“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. „Wir hatten eine sehr pro­duktive Diskussion.“ Im September dürften Europas Währungs­hüter dann in einem zweiten Schritt nachlegen – bei anhaltend hoher Inflation sogar voraus­sichtlich noch stärker als im Juli. Voraus­setzung dafür sei, dass die haus­eigenen Prognosen die Inflations­rate im Jahr 2024 bei 2,1% oder höher sehen.

Zunächst bleibt der offizielle Leitzins – der sogenannte Haupt­re­finanzierungsatz – aber noch auf dem Rekord­tief von null%. Zudem müssen Banken für geparkte Gelder bei der EZB weiterhin den Einlage­satz von 0,5% zahlen.

Sind die Zins­veränderungen schon im Tages­geschäft deutscher Unternehmer angekommen?

Ja, definitiv. Auch die Unternehmens­kredite werden fast täglich teurer: Der von Barkow Consulting berechnete Corporate Credit Index (also der Durch­schnitts­zins von Firmen­krediten mit fünf Jahren Laufzeit) liegt aktuell bei 2,07% und damit auf einem Sechs-Jahres-Hoch. Sein wöchent­licher Anstieg betrug zuletzt 0,34%, das ist der höchste Wert seit zwölf Jahren.

Was bedeutet dieser Schritt für Unternehmer in Deutschland und im Euro-Raum?

Wir beleuchten die Hinter­gründe und Fakten und haben bei unseren Experten Einschätzungen für Sie eingeholt.

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Experten-Tipps zur Zinswende von den COMPEON Geschäfts­führern Dr. Nico Peters und Dr. Frank Wüller

Was können Unternehmer tun, um sich jetzt möglichst gute Konditionen und eine Zinsbindung zu sichern?

Dr. Frank Wüller: „Kommen Sie zeitnah zu COMPEON, und lassen Sie uns für Sie einmal Ihre Gesamtfinanzierungsstruktur durchleuchten – unsere Berater identifizieren optimale Strukturen, prüfen auch notwendige Besicherungen und deren Optimierung, und holen dann die besten Konditionen und Angebote ein.“

Wie lange wird es vermutlich dauern, bis die Zinsen dann wieder auf das Niveau sinken, das wir nun so viele Jahre gewohnt waren?

Dr. Nico Peters: „Ich glaube, dass Negativ­zinsen dann erstmal Historie sind. Die Situation, mit der viele Kollegen aus der Finanz­branche und ich selbst auch, in den Beruf „reingewachsen sind“, war eine Ausnahme­situation und für uns doch „normal“, denn wir kannten es kaum anders. Jetzt wird die Ausnahme­situation wieder zur Ausnahme und so schnell werden wir ihn nicht wieder­sehen den Negativzins.“

Wie lange werden die Zinsen nun steigen und bis zu welcher Grenze? Was ist der wichtigste Tipp für ein Unternehmen, um eventuelle akute Liquiditäts­lücken zu schließen?

Dr. Frank Wüller: „Es ist durchaus von weiteren Anstiegen in den nächsten Monaten auszugehen. Dabei muss natürlich genau beobachtet werden, welche Auswirkungen die Erhöhung hat – vor allem mit dem Blick auf direkt negative Wirkungen der Wirtschaft und schwache, hoch­ver­schuldete EU-Staaten. Sichern Sie sich am besten jetzt zeitnah die Liquidität, die Ihr Unternehmen braucht, um flexibel zu bleiben und agieren zu können. Nur so bleiben Sie als Unternehmer vorrauschauend, souverän und handlungsfähig.“

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Was ist eine Zinswende?

Sie ist zurzeit in aller Munde, aber was bedeutet sie eigentlich genau?

Der Begriff Zinswende bezieht sich auf die Änderung des Leitzinses der Zentral­noten­banken. Je nach fiskal­politischer Ausgangs­lage kann es sich dabei entweder um eine Anhebung oder eine Senkung des aktuellen Leit­zinses handeln.

Nachdem der Leitzins in den letzten 20 Jahren Stück für Stück sank und zuletzt jahre­lang bei 0% lag, ist jetzt für den kommenden Monat erstmals wieder einen Anstieg, wenn auch zuerst nur auf 0,25%, ange­kündigt worden. Diesen Wechsel in die andere Richtung nennt man Zinswende.

Was bedeutet die Zinswende für Sparer?

Zunächst werden mit der Zinswende die sogenannten Negativzinsen verschwinden – das ist die gute Nachricht. Noch verlangen viele Banken sogenannte Verwahrentgelte, d.h. für das Geld auf der Bank bekommt der Kunde keine Zinsen, sondern muss Geld bezahlen, auch Negativzins oder Straf­zins genannt.

Auch steigende Spar­zinsen dürften so bald wieder möglich sein. Vor 20 Jahren, also 2002, gab es noch 4,1% Zinsen auf ein Tagesgeldkonto. Aktuell zahlt man bei 50.000 Euro über dem Freibetrag mitunter minus 0,5%, also Straf­zinsen: In diesem Fall 250 Euro pro Jahr. Schon eine Zins­erhöhung auf ein% würden 500 Euro Zinsen im Jahr abwerfen. Würde der Wert wie vor 20 Jahren auf 4,1% steigen, so wären es sogar 2.050 Euro Zinsen pro Jahr. Aber daran ist aktuell nicht zu denken.

Und noch etwas muss man beachten: Wegen der zurzeit hohen Inflation bleibt den Sparern real gerechnet noch weniger Ertrag als früher. Selbst wenn z.B. die Sparzinsen auf 2% stiegen, so bliebe bei einer Inflation von 7% ein realer Verlust von 5%. Das ist mehr, als würden bei einer Inflation von 3% wie in den letzten Jahren, die Zinsen bei 0% verharren – mit einem realen Verlust von „nur“ 3%.

Warum steigen die Zinsen so plötzlich?

Weil die Inflations­raten rund um den Globus seit vergangenem Früh­jahr Monat für Monat steigen. In den USA betrug sie zuletzt 7,0%, in der Eurozone 5,3%, in Deutschland 4,9%. Bis Ende des vergangenen Jahres gingen Ökonomen und Notenbanker noch davon aus, dass es sich dabei nur um temporäre Effekte handelte, begründet in den Störungen der internationalen Liefer­ketten und vor allem den deutlich gestiegenen Energie­preisen. Doch seit einigen Wochen wachsen bei ihnen die Zweifel, ob die Preisanstiege tatsächlich nur vorüber­gehender Natur sind und spätestens seit der Bekannt­gebung der EZB am 09.06.2022 besteht nun kein Zweifel mehr.

Was bedeutet die Zinswende für Immobilienfinanzierungen?

An der stetig steigenden Entwicklung der Bauzinsen war als Erstes die Entwicklung zu erkennen. Schon im vergangenen halben Jahr stiegen sie von 1% auf 3% für einen Standard-Baukredit. Lesen Sie hierfür auch unseren Beitrag „So macht sich die Zinswende bereits bei den Bauzinsen bemerkbar.“

Wer also z.B. einen Immobilienkredit von 300.000 Euro noch vor einem Jahr zu einem Zinssatz von 1% abschließen konnte, zahlte dafür – ohne Tilgung – 3.000 Euro im Jahr oder 250 Euro im Monat. Bei 3% Zinsen erhöht sich die Belastung im Jahr auf 9.000 Euro, also 750 Euro im Monat. Bei solchen Steigerungen könnten viele Immobilien­interessenten ihr Interesse verlieren, wegen der explodierenden Kosten.

Wer eine Baufinanzierung sucht, sollte sich daher beeilen, denn der Trend wird sich fortsetzen, wenngleich nicht so rasant wie in den letzten Monaten. Wer schon eine Immobilie finanziert, bei der die Zins­bindung demnächst ausläuft, der könnte sich mit einem sogenannten Foward­darlehen noch vergleichsweise günstige Konditionen sichern, um sich vor noch höheren Zinsen zu schützen. Wir helfen Ihnen gerne dabei, die aktuell besten Konditionen für Ihr Vorhaben zu finden.

Ob höhere Bauzinsen für sinkende Immobilien­preise sorgen, weil sich viele einen Kauf nicht mehr leisten können, halten viele Experten für wenig realistisch. Zwar sind jetzt schon viele Käufer nicht mehr bereit, sich auf die hohen Immobilien­preise einzulassen. Dennoch gibt es mehrere gegenläufige Trends, die dafür sorgen, dass die Preise auf hohem Niveau bleiben. Selbst wenn Immobilien­käufer angesichts steigender Zinsen noch schnell zuschlagen wollen, so treffen sie auf ein begrenztes Angebot. Wegen der hohen Inflation bieten derzeit weniger Eigentümer ihre Immobilien zum Verkauf an. Außerdem bremsen hohe Baustoff­preise und Liefer­engpässe den Neubau aus.

Gibt es neben Sparern noch andere Gewinner?

Ja, aber nur indirekt – wegen der hohen Inflation. Wer heute einen noch günstigen Kredit abzahlt, egal ob Raten­kredit für ein Auto, für andere Anschaffungen oder gar ein Immobiliendarlehen, für den dürfte die Belastung sinken, sofern infolge der Inflation auch die Einkommen, also Löhne und Gehälter, steigen. Das dürfte sich besonders bei günstigen Immobilien­darlehen mit langen Lauf­zeiten auszahlen. Denn die Zins- und Tilgungs­rate bleibt gleich, während das Einkommen steigt und so im Verhältnis zum (nun höheren) Einkommen weniger bezahlt werden muss. Sie können also auch jetzt noch Finanzierungen abschließen, die – da sind sich alle Experten einig – in den aktuellen Konditionen so in den nächsten Jahren nicht mehr zu finden sein werden. Unser Tipp: Warten Sie nicht zu lange. Wenn Sie jetzt ein Vorhaben planen, das eine Finanzierung mit sich zieht, realisieren Sie diese so schnell wie möglich – die Zinsen ändern sich momentan täglich.

Wie ist die Zinswende zu bewerten?

Für die EZB ist die Zinswende ein Balance­akt. Sie muss die Zinsen anheben, um auf die Inflation zu reagieren und darf zugleich aber die Wirtschaft nicht abwürgen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie die südlichen Euro-Länder im Blick behalten muss, damit diese bei steigenden Zinsen nicht von ihrer Schuldenlast erdrückt werden.

Viele Ökonomen werfen der EZB auch nach der Ankündigung einer ersten Zinserhöhung im Juli vor, zu zögerlich zu handeln. Sie kritisieren das Vorgehen als zu spät und als unzureichend. Aus der deutschen Wirtschaft und von Ökonomen kommt Kritik am Tempo der Europäischen Zentralbank (EZB) bei den geplanten Zins­erhöhungen. So bewertet der Präsident des Münchener ifo-Instituts, Clemens Fuest, das Signal zwar als „einen richtigen Schritt, der aber zu spät kommt“. Es sei nicht akzeptabel, dass die Notenbank bei einer Inflation von 8% bis heute an Negativ­zinsen und Anleihe­käufen festgehalten habe.

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