Kannibalisierungseffekt
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Manche Fachbegriffe aus der Volkswirtschaft wirken auf den ersten Blick etwas merkwürdig. Dazu würden sicherlich auch Sie den Kannibalisierungseffekt zählen. Dennoch handelt es sich dabei innerhalb einer Wirtschaft um einen Effekt, der in der Praxis häufiger anzutreffen ist und vor allem Unternehmen als Wirtschaftssubjekte angeht.
Was ist der Kannibalisierungseffekt?
Mit dem Kannibalisierungseffekt ist innerhalb einer Volkswirtschaft das Angebot von Produkten gleicher Art und Güte gemeint, die allerdings abweichende Preise haben, jedoch dennoch vom selben Unternehmen produziert oder vertrieben werden. Eine typische Folge dieses Kannibalisierungseffektes, woher auch die Bezeichnung kommt, besteht darin, dass das Produkt oder Dienstleistungsangebot mit dem höheren Preis durch das mit dem geringeren Preis auf Dauer verdrängt werden kann.
Das wiederum führt dazu, dass das hochpreisige Produkt des Unternehmens nach und nach einen verminderten Umsatz erfährt. Als typische Beispiele werden an dieser Stelle mehrere Automobilhersteller genannt, die zum Beispiel höherpreisige Autos unter ihrer Hauptmarke anbieten, während qualitätsmäßig identische Fahrzeuge beispielsweise über eine Tochtergesellschaft zu einem geringeren Preis am Markt offeriert werden.
Warum akzeptieren Unternehmen überhaupt den Kannibalisierungseffekt?
Wenn man sich die Bedeutung des Kannibalisierungseffektes vor Augen führt, dann stellt sich naturgemäß die Frage, warum Unternehmen überhaupt akzeptieren, dass sie sich faktisch mit verschiedenen Produkten in gewisser Weise selbst Konkurrenz machen. Trotzdem hat der „Kannibalismus“ durchaus seine Berechtigung. Tatsächlich existieren in der Praxis sogar mehrere Gründe, warum ein Unternehmen mit relativ gleichartigen Angeboten zu abweichenden Preisen am Markt auftritt. Ein wesentlicher Grund besteht darin, dass die Endkunden häufig nicht ausschließlich auf die Eigenschaften eines Angebotes und Produktes achten, sondern ebenfalls nach Bekanntheit und Image der entsprechenden Marke auswählen.
Das trifft insbesondere bei Kleidung, Automobilen oder auch Mediengeräten zu. Dort kann es passieren, dass zwei qualitätsmäßig identische Produkte zwar zu abweichenden Preisen angeboten werden, sich der Endverbraucher aber dennoch für das Produkt mit dem bekannten Herstellernamen entscheidet. Das wiederum führt dazu, dass durch den Kannibalisierungseffekt durchaus mehrere Kundengruppen bedient werden können. Aus dem Grund ist es nicht unüblich, dass der Kannibalisierungseffekt von zahlreichen Unternehmen nicht nur akzeptiert, sondern in gewisser Weise sogar gewünscht ist.
Beispiele für den Kannibalisierungseffekt
Wie anfangs bereits erwähnt, sind es insbesondere Automobilhersteller, die häufig als typisches Beispiel für den Kannibalisierungseffekt herangezogen werden. Ähnliches gilt allerdings auch für Hersteller technischer Geräte, wie beispielsweise von Smartphones. So könnte es beispielsweise sein, dass ein Unternehmen unter seiner Hauptmarke hochpreisige Handys anbietet, die zum Beispiel zwischen durchschnittlich 800 bis 1.000 Euro kosten. Damit würden manche Kunden sich allerdings gegen das Angebot entscheiden, weil sie die Smartphones schlichtweg für zu teuer halten oder sich nicht leisten können.
Andere Endkunden hingegen zahlen nahezu jeden Preis, weil sie gerne das Smartphone einer bestimmten und sehr bekannten Marke haben möchten. Damit das Unternehmen allerdings auch seine Smartphones im Niedrigpreissegment absetzen kann, werden diese beispielsweise über eine Tochtergesellschaft oder unter einer anderen Marke vertrieben. Dort kann es allerdings passieren, dass auch solche Kunden nun die Handys kaufen, die vielleicht auch sonst die teureren Geräte der Hauptmakel erworben hätten. Das wäre ein typischer Kannibalisierungseffekt, der allerdings in der Summe sogar zu höheren Umsätzen beim Unternehmen insgesamt führen kann.