Barwert
Inhaltsverzeichnis
Der Begriff „Barwert“ entstammt der Finanzmathematik und ist gebräuchlich in der Investitionsrechnung. Allerdings ist der Begriff mittlerweile auch in den Bereichen der Buchführung und Bilanzierung zu finden, wo er relevant ist für die Bewertung von
- Forderungen
- Verbindlichkeiten und
- Rückstellungen
Der Wert, der eingesetzt werden muss, um bei einer Verzinsung mit X % einen Endwert (Nennwert) zu erreichen, wird als Barwert bezeichnet. Durch Abzinsung des Endbetrages wird der Barwert errechnet.
Gesetz, Vorschriften & Rechtssprechung
Im Einkommenssteuergesetz v.a. § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und 3 EStG, § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3a Satz1 Buchst. e EStG sowie § 6a Abs. 3 Satz 3 EStG, jedoch auch im Handelsgesetzbuch in § 253 Abs. 2 HGB, sind die Hinweise zur Abzinsung zu finden.
Wann und wie wird der Barwert ermittelt?
Kommt es dazu, dass eine unverzinsliche Forderung oder Verbindlichkeit erst nach mehr als einem Jahr mit dem Nennwert fällig wird oder der Nennwert in Raten ohne Zinsaufschlag zurückbezahlt wird, so liegt der Barwert (der tatsächliche Wert) der Forderung bzw. die Verbindlichkeit unter dem Rückzahlungsbetrag (Nennwert) bzw. der Summe unter der Ratenzahlung.
Würde der Barwert zum Zeitpunkt der Betrachtung verzinst, dann würde sich am Fälligkeitstag der Nennwert ergeben. Während der Laufzeit einer Forderung besteht die Ermittlung des Barwertes in einer Rückrechnung der Verzinsung. Das gilt auch für eine Verbindlichkeit oder Ratenzahlung auf den Zeitpunkt der Betrachtung.
Wo wird der Barwert angewendet?
Bei dem Barwert handelt es sich um eines der grundlegendsten Prinzipien in der Finanzwirtschaft. Beispielsweise kann durch die Kapitalwertmethode die Vorteilhaftigkeit von Investitionen auf Basis des Barwertes betrachtet werden. Unter anderem können so auch zwei Investitionen miteinander verglichen werden, deren Auszahlungsdauer zwei unterschiedliche Werte aufweist.
Alle künftigen Zahlungen werden durch die Berechnung der Barwerte auf den heutigen Tag bezogen. Es gilt dabei, dass je weiter die Zahlungen in der Zukunft liegen, und je höher die zu erwartende Rendite ausfällt, umso geringer fällt der heutige Wert aus.
Weitere Anwendungszwecke vom Barwert:
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- Der Barwert bestimmt bei Spar- und Versicherungsbeträgen die künftige Ablaufleistung. Somit kann verdeutlicht werden, welche regelmäßigen Raten oder welcher einmalige Betrag heute eingezahlt werden muss, um in Zukunft einen bestimmen Auszahlungswert zu erreichen.
- Die Gewinnerwartungen werden im Rahmen der Aktienanalyse ermittelt. Durch einen Kalkulationszinssatz werden die künftigen Erwartungen, die auf der Basis des Risikos bestimmt werden, auf einen Bewertungsstichtag abgezinst. Der daraus ermittelte Barwert zeigt den heutigen Wert der Aktien an und kann mit dem aktuellen Aktienkurs verglichen werden.
- Der Wert des Unternehmens wird im Rahmen der Unternehmensbewertung als Barwert der künftigen freien Cashflows bewertet.
Barwert vs. Nettobarwert
Der Nettobarwert unterscheidet sich vom Barwert dadurch, dass beim Nettobarwert auch die Summe der Investitionsauszahlung in Abzug gebracht wird.
Ein Beispiel:
Am 01. Januar werden 100.000 Euro in ein Projekt investiert und dafür wird jeweils am 31. Dezember für drei Jahre eine Zahlung aus dem Projekt in Höhe von 40.000 Euro (auch als Einzahlungsüberschuss bezeichnet: jährliche Einzahlungen abzgl. jährliche Auszahlungen) ausgezahlt und im Anschluss ist das Projekt beendet.
Der kalkulatorische Zinssatz beträgt 5%.
Die Berechnung des Barwertes
Um den Barwert zu berechnen wird nunmehr jede der drei Zahlungen entsprechend abgezinst. Zuerst werden die Ein- und Auszahlungen in eine Tabelle bzw. einen Zeitstrahl eingetragen, d. h. die Zahlungen den Zeitpunkten bzw. Perioden zugeteilt.
Der Investor erhält für seine Investition ein Jahr später eine Zahlung von 40.000 Euro und laut der Berechnung erhält er einen Barwert von 38.096 Euro. Werden die drei Barwerte miteinander addiert, dann erhält der Investor einen gesamten Barwert am Ende des Projektes von 108.928.
Das bedeutet für den Investor, dass er als Gegenwert eine Zahlungsreihe mit einem Barwert in Höhe von 108.928 erhält. Damit ist der Nettobarwert mit 8.928 positiv. Die Investition ist positiv, also lohnenswert für ihn.
Wie wird der Barwert berechnet?
Der Barwert ergibt sich als Summe aller künftig zu erwartenden Zahlungen. Diese werden mit dem erwarteten Kalkulationszinssatz auf den heutigen Zeitpunkt diskontiert:
Barwert = Summe aller Zahlungen x (1 + i)^-t
Abweichungen davon ergeben sich für den Fall, das eine sogenannte ewige Rente vorliegt. Es handelt sich dabei um eine gleichbleibende, regelmäßige Zahlung, die jedoch keiner Laufzeit unterliegt.
In dem Fall gilt: Barwert = C / z
In diesem Fall bezeichnet C die jährlich Annuität, die zur Auszahlung kommt. Bei z hingegen handelt es sich um den Zinsfuß, also die Rendite der ewigen Rente, die erwartet wird.
Die Berechnung des Barwertes
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- Vom Barwert wird der Wert künftiger Zahlungen zum heutigen Zeitpunkt beschrieben.
- Bei Aktien– und Anleihebewertungen findet der Barzins ebenso maßgeblich Anwendung wie bei der Investitionsrechnung.
- Durch die Abzinsung erfolgt die Berechnung aller zu erwartenden Zahlungen.