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Freie Marktwirtschaft

Rund um den Globus gibt es mehrere Wirtschaftsformen, zu denen neben der sozialen Marktwirtschaft und der Planwirtschaft auch die freie Marktwirtschaft gehört. Charakteristisch für diese Wirtschaftsform ist, dass der Staat sich möglichst aus dem Wirtschaftsgeschehen heraushält und nur minimal eingreift.

Worum handelt es sich bei der freien Marktwirtschaft?

Die freie Marktwirtschaft ist eine Wirtschaftsform, die streng genommen allerdings in ihrer wirklich ausgeprägten Form nur in der Theorie funktionieren kann. Kennzeichnend ist unter anderem, dass der gesamte Markt bzw. die Volkswirtschaft ausschließlich auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage funktionieren. Es handelt sich bei der freien Marktwirtschaft allerdings eher um eine fiktive Idee, zumindest unter der Voraussetzung, dass sich der Staat in keinster Weise jemals in die Wirtschaft einmischen darf.

Quelle Bild: Pexels

In der Praxis findet sich diese „strenge“ freie Marktwirtschaft allerdings nirgendwo rund um den Globus. Zumindest in kleinerem Umfang müssen Staaten immer wieder eingreifen, um beispielsweise Monopole zu verhindern oder für die Sicherheit bestimmter Güter und deren Produktion sowie Verteilung zu sorgen. Dennoch ist das Maß der Selbstverantwortung der Wirtschaftsteilnehmer bei der freien Marktwirtschaft besonders hoch.

Was ist die Grundlage der freien Marktwirtschaft?

Die Idee der freien Marktwirtschaft geht bereits auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Entwickelt wurde das Konzept in Großbritannien, nämlich im Zusammenhang mit der beginnenden Industrialisierung. Bekannte Vertreter des Konzepts der freien Marktwirtschaft waren unter anderem John Locke und Adam Smith. Vor allem Letztgenannter wird noch heute eng in Verbindung mit der freien Marktwirtschaft gebracht. Das ist unter anderem auf sein weltbekanntes Werk „Der Wohlstand der Nationen“ zurückzuführen. Dies beinhaltet vor allem, dass der Leistungsgedanke das zentrale Element einer Wirtschaft sein sollte. Zugleich zeigt er auf, dass es zwar einen Staat geben muss, dieser aber im Wirtschaftsbereich nur minimal eingreifen sollte.

Welche Merkmale hat die freie Marktwirtschaft?

Die freie Marktwirtschaft basiert auf einigen Merkmalen und beinhaltet den Gedanken des Wirtschaftsliberalismus. Ein Hauptmerkmal besteht darin, dass die Eigeninteressen der Individuen im Vordergrund stehen, die sich allerdings in der Summe positiv auf das Gemeinwohl und somit die gesamte Wirtschaft auswirken. Kennzeichnend für dezentrale Märkte, die wiederum charakteristisch für die freie Marktwirtschaft sind, sind vor allem die folgenden Eckpunkte:

  • Gewerbe– und Vertragsfreiheit
  • Offene und zugängliche Märkte
  • Freie Berufswahl
  • Freie Bildung der Preise
  • Produktionsmittel befinden sich in Privatbesitz
  • Investitions- und Konsumfreiheit

Der Staat hat im Bereich der freien Marktwirtschaft als sogenannte Minimalstaat nur die Aufgabe, für das grundsätzliche Funktionieren des Rechtssystems, die Gewährleistung von Eigentumsrechten und für die Bereitstellung eines Zahlungsmittels bzw. einer Währung zu sorgen. Ferner soll er Schutz für Unternehmen und Haushalte bieten sowie die Infrastruktur einrichten.

Wie ist die freie Marktwirtschaft aufgebaut?

 

Jede Wirtschaftsordnung, so auch die freie Marktwirtschaft, basiert auf drei Merkmalen, nämlich:

  • Eigentumsordnung
  • Koordinationsmechanismus
  • Ordnungsfunktion des Staates

Kennzeichnend für die freie Marktwirtschaft ist zunächst, dass sich die Produktionsfaktoren im Eigentum der Wirtschaftsteilnehmer befinden, nämlich durch Privateigentum.

Unter den Koordinationsmechanismus fällt, dass sämtliche Güter und Dienstleistungen hinsichtlich ihrer Herstellung für den Markt zentral koordiniert werden. Ebenfalls dazu gehört, dass die Marktteilnehmer im Rahmen des Wettbewerbs nach Gewinn streben. Der Preis hat im Zuge des Koordinationsmechanismus in der freien Marktwirtschaft drei Merkmale, nämlich die Lenkungs-, Informations- und Sanktionsfunktion.

Die Ordnungsfunktion des Staates besteht in der freien Marktwirtschaft darin, für Sicherheit und Infrastruktur zu sorgen sowie Eigentums- und Vertragsrechte zu gewährleisten.

Welche Vor- und Nachteile hat die freie Marktwirtschaft?

Jedes Wirtschaftssystem, so auch die freie Marktwirtschaft, haben in ihrer Anwendung sowohl Vor- als auch Nachteile. Daher möchten wir im Folgenden die Vorzüge und nachteiligen Eigenschaften der freien Marktwirtschaft aufführen:

Vorteile:

  • Freie Entfaltung der Persönlichkeit
  • Freie Berufswahl und Wahl des Arbeitsplatzes
  • Umfangreiches Angebot von Gütern und Dienstleistungen
  • Höchstleistungen in der Wirtschaft durch Gewinnanreize
  • Käufermarkt, das der Käufer letztendlich über Angebote von Gütern und Dienstleistungen entscheidet
  • Privateigentum ist frei verfügbar

Nachteile:

  • Es treten Konjunkturschwankungen auf
  • Häufig fehlende soziale Absicherung
  • Angebot an öffentlichen Gütern relativ gering
  • Arbeitslosigkeit als Risiko
  • Gefahr der Monopolisierung oder Wettbewerbsbeschränkung

 

Welche Länder haben die freie Marktwirtschaft?

Es gibt kein Land auf der Erde, welche die freie Marktwirtschaft tatsächlich in Reinkultur ohne jeglichen Eingriff des Staates haben. Dennoch stehen insbesondere die Vereinigten Staaten sinnbildlich für diese Wirtschaftsform, denn dort herrscht die freie Marktwirtschaft vor. Darüber hinaus sind es insbesondere die folgenden Staaten, die ebenfalls als führend beim Wirtschaftssystem der freien Marktwirtschaft angesehen werden:

  • Hongkong
  • Neuseeland
  • Australien
  • Kanada
  • Schweiz
  • Irland

In Deutschland herrscht übrigens das System der sozialen Marktwirtschaft vor, in dem der Staat deutlich mehr Funktionen als in der freien Marktwirtschaft übernimmt.

Verständlich an einem Video erklärt:

Wer steuert die freie Marktwirtschaft?

Im Gegensatz zur sozialen Marktwirtschaft gibt es in der freien Marktwirtschaft keine zentrale Steuerung, die zum Beispiel durch den Staat vorgenommen wird. Stattdessen sind es ausschließlich Angebot und Nachfrage, die in gewissem Sinne die Steuerung der gesamten Marktwirtschaft übernehmen. Das bedeutet, dass es der Markt als solcher ist, der für die Steuerung der Marktwirtschaft sorgt. Veränderungen beim Angebot oder bei der Nachfrage haben wiederum Preisänderungen zur Folge, die das zentrale Element der Steuerung in der freien Marktwirtschaft sind. Der Staat hingegen hält sich – zumindest beim theoretischen Modell – vollkommen aus allem heraus und hat demzufolge keinerlei Steuerfunktionen.

Hat Deutschland eine freie Marktwirtschaft?

Deutschland hat zwar auch eine Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem, jedoch eine sogenannte soziale Marktwirtschaft und demzufolge keine freie Marktwirtschaft. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass dem Staat in der sozialen Marktwirtschaft einige Aufgaben zukommen. So muss er beispielsweise unter bestimmten Voraussetzungen am Markt eingreifen, zum Beispiel um Monopole und wettbewerbspolitische Verzerrungen zu verhindern. Darüber hinaus muss er dafür sorgen, dass kein Marktakteur dauerhaft und mit unfairen Mitteln benachteiligt wird. Ferner hat er in gewissen Grenzen ebenfalls die Aufgabe, für eine möglichst positive Konjunktur zu sorgen. Hinzu kommt selbstverständlich gerade in der sozialen Marktwirtschaft, die Deutschland als System hat, der soziale Gedanke.

Dieser wirkt sich in der Form auf die Marktwirtschaft aus, dass es ein sogenanntes soziales Netz gibt. Das bedeutet, dass selbst Menschen ohne Einkommen hierzulande nicht befürchten müssen, dass sie ihre Grundbedürfnisse wie Wohnen oder Essen nicht mehr ausfüllen können. Daher ist die soziale Marktwirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes wesentlich sozialer als die freie Marktwirtschaft, in der es ein solches soziales Netz normalerweise nicht gibt.

Rolle des Staates der freien Marktwirtschaft

Diesen Abschnitt können wir relativ kurz halten, denn die Rolle des Staates in der freien Marktwirtschaft besteht darin, dass er im Grunde keine hat. Das gilt zumindest für das theoretische Modell, in dem sich der Staat vollkommen aus der Wirtschaft heraushält. Etwas anders sieht es in den praktizierten freien Marktwirtschaften aus, beispielsweise in den Vereinigten Staaten, Neuseeland oder Hongkong. Dort greift der Staat zwar nur selten und wenn es dringend notwendig ist ein, aber dennoch hat er in der Form eine gewisse Überwachungsrolle. Dazu gehört zum Beispiel, große Kartelle und Monopole zu verhindern, denn diese könnten dazu führen, dass zum Beispiel ein Unternehmen die Preise für ein bestimmtes Produkt nahezu grenzenlos erhöhen könnte. Würde es sich dann noch um ein lebensnotwendiges Gut handeln, könnte dies fatale Folgen haben, sollte der Staat an der Stelle nicht regulierend eingreifen.

Kritik an der freien Marktwirtschaft

Dass die freie Marktwirtschaft definitiv kein unumstrittenes Wirtschaftsmodell ist, zeigt sich schon alleine daran, dass sie in ihrer engen Definition von keinem Staat praktiziert wird. Selbst die Vereinigten Staaten, die als klassisches Beispiel für das System der freien Marktwirtschaft genannt werden, haben nicht diese enge Definition in der Praxis. Insbesondere an dem Modell der freien Marktwirtschaft gibt es mehrere Kritikpunkte, wie zum Beispiel:

  • Größere Konjunkturschwankungen
  • Höhere Arbeitslosigkeit
  • Kaum öffentliche Güter
  • Keine soziale Absicherung
  • Größere Gefahr von Monopolen und Wettbewerbsverzerrungen
  • Einzelne Großunternehmen beherrschen häufiger den Markt

Der sicherlich größte Kritikpunkt an der freien Marktwirtschaft ist, dass das Wirtschaftssystem tatsächlich vollständig den Marktkräften überlassen wird. Davon negativ betroffen sind insbesondere diejenigen Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – kein (ausreichendes) Einkommen erzielen können. Da es in der Form kein soziales Netz gibt, landen die entsprechenden Personen häufig nicht nur in der Arbeitslosigkeit, sondern mitunter sogar in der Armut. Ferner muss in der freien Marktwirtschaft auch im Hinblick auf Absicherungen jeder Bürger für sich selbst sorgen, was nach Ansicht einiger Experten durchaus zu einem verstärkten Egoismus im Allgemeinen führen kann.

Ein weiterer Kritikpunkt sind häufigere Konjunkturschwankungen. Diese ergeben sich daraus, dass der Staat eben nicht regulierend einschreitet, sondern stattdessen die Marktkräfte frei walten können. Somit gibt es stärkere und schneller Phasen von Auf- und Abschwüngen, als es zum Beispiel in der sozialen Marktwirtschaft der Fall ist. Ferner besteht eine zunehmende Gefahr der Monopolisierung oder der Beschränkung des Wettbewerbs. Es ist durchaus typisch auf einem Markt ohne größere Einschränkungen und Regularien, dass größere Unternehmen immer größer werden, während die kleineren oder mittleren Firmen teilweise vom Markt verschwinden.

Fazit zur freien Marktwirtschaft

Die freie Marktwirtschaft ist bis heute in ihrer engen Definition ein rein theoretisches Modell. Das bedeutet, dass Stand 2021 kein Staat der Welt die reine, freie Marktwirtschaft praktiziert. Stattdessen gibt es mehrere Länder, wie zum Beispiel die USA, die zwar auch das System der freien Marktwirtschaft haben, in dem der Staat als Institution aber in manchen Fällen dennoch eingreift. Deutlich häufiger wird das Modell der sozialen Marktwirtschaft gewählt, dass auch in Deutschland vorherrscht.

Der große Unterschied zur freien Marktwirtschaft besteht darin, dass es zwar auch große Freiheiten an den Märkten gibt, der Staat allerdings zum einen in notwendigen Fällen eingreift. Zum anderen sorgt er durch die soziale Absicherung dafür, dass auch Kranke, Behinderte oder Personen ohne eigenes Einkommen in ihren Grundbedürfnissen nicht bedroht werden, was bei der freien Marktwirtschaft der Fall wäre.

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