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Leverage Effekt

Beim Leverage Effekt handelt sich es um einen Begriff aus der Finanzwirtschaft. Er beschreibt die Steigerung der Eigenkapitalrentabilität durch Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital, dessen Verzinsung die Gesamtkapitalrentabilität nicht überschreitet.
Beim Fremdkapital handelt es sich um das Kapital im Unternehmen, das nicht dem Eigentum des Unternehmens zuzurechnen ist. Oft ist auch von Verbindlichkeiten oder Schulden die Rede. In der Regel ist Fremdkapital verzinst und muss zurückgezahlt werden. Beim klassischen Fremdkapital in einer Unternehmensbilanz handelt es sich meist um:

  • Anleiheschulden
  • Bankkredite
  • Steuerschulden
  • Lieferverbindlichkeiten

Das Eigenkapital ist hingegen das Kapital, das nicht zurückgezahlt werden muss und dem Unternehmen langfristig zur Verfügung steht. Bei einer Aktiengesellschaft ist das bspw. das eingezahlte Stammkapital, die Gewinnrücklagen und der Gewinn, der in der vergangenen Periode erwirtschaftet, aber noch nicht ausgeschüttet wurde. Durch Gewinnausschüttungen und Verluste wird das Eigenkapital reduziert, durch die Gewinneinbehaltung und Kapitalerhöhungen wird es vermehrt.

Die Definition des Leverage Effekt

Mit dem Leverage Effekt wird die Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Rentabilität des Eigenkapitals beschrieben. Das heißt: Durch den Einsatz von Fremdkapital wird die Eigenkapitalrendite des Unternehmens gesteigert.
Voraussetzung hierfür ist ein positiver Leverage Effekt, d. h. die Investitionsrendite (Gesamtkapitalrendite) des Unternehmens muss über dem Zins des Fremdkapitals liegen. Ein Beispiel: Das Unternehmen erwirtschaftet durch seine operative Tätigkeit (z. B. Werkzeugbau) eine Rendite von 10 % und diese ist höher als der Zins des Fremdkapitals von 5 % für das Bankdarlehen.
Der Leverage Effekt wird begrenzt durch:

  • beschränkte Aufnahmemöglichkeit von Krediten
  • Zinssteigerung bspw. verursacht durch einen höheren Verschuldungsgrad
  • Steuerschulden
  • Fehlende Investitionsmöglichkeiten

Wann ist der Leverage Effekt lohnenswert?

Das Hauptziel des Leverage Effektes besteht darin, die Gesamtkapitalrentabilität bzw. die Eigenkapitalrentabilität zu steigern. Daher lohnt sich der Leverage Effekt naturgemäß nur dann, wenn eine solche Steigerung der Rentabilität des Eigenkapitals durch die Aufnahme von Fremdkapital tatsächlich realisiert werden kann. Dies wiederum setzt voraus, dass die Kosten für das aufgenommene Fremdkapital geringer als die Gesamtkapitalrentabilität sind. Aus dem Grund ist der Leverage Effekt vor allem in einer Niedrigzinsphase lohnenswert, denn dort sind die Kosten für Fremdkapital, wie zum Beispiel einen Bankkredit, relativ gering.

Der Leverage Effekt bei Aktien und anderen Wertpapieren

Eingesetzt wird der Leverage Effekt insbesondere von Brokern, die den Handel mit Aktien und anderen Wertpapieren zur Verfügung stellen. Dabei handelt es sich in aller Regel um die folgenden Finanzprodukte:

  • Aktien
  • CFDs
  • Devisen (Forex Trading)
  • Derivate

Einen „eingebauten“ Leverage Effekt gibt es vor allem beim Handel von CFDs und Devisen, denn dort stellen die meisten Broker den sogenannten Hebel zur Verfügung. Das bedeutet, dass Ihre Eigenkapitalrendite zum Beispiel um vier Prozent steigt, obwohl der Kurs des gehandelten Basiswertes lediglich ein Prozent gestiegen ist. In dem Fall profitieren Sie von einem Hebel in Höhe von 4:1 und somit vom Leverage Effekt.

Bei Aktien gibt es diesen automatischen Leverage Effekt nicht, zumindest dann nicht, wenn Sie die Wertpapiere direkt und nicht über CFDs handeln. In dem Fall müssen Sie praktisch manuell für den Leverage Effekt sorgen. Das funktioniert, indem Sie sich zum Beispiel bei einer Bank Kapital leihen und davon deutlich mehr Aktien kaufen, als Sie mit Ihrem Eigenkapital erwerben könnten. Ist die Kursentwicklung der Wertpapiere dann positiv, erzielen Sie gemessen an Ihrem Eigenkapital eine höhere Rendite durch das zusätzliche Fremdkapital. Das funktioniert selbstverständlich ebenfalls wieder nur dann, wenn die Gesamtkapitalrentabilität höher als die Kosten für das aufgenommene Fremdkapital ist.

Durch den möglichen Leverage Effekt bei Aktien haben Anleger und Trader die Möglichkeit, mit ihrem Eigenkapital höhere Renditen zu erzielen, als es eigentlich möglich wäre. Das wiederum führt dazu, dass auch Privatpersonen mit relativ geringem Eigenkapital durch die Aufnahme des Fremdkapitals überdurchschnittliche Renditen generieren können. Dabei sollten Sie allerdings nie vergessen, dass der Leverage Effekt natürlich auch in die andere Richtung wirken kann. Sind die Kosten relativ hoch oder erleiden Sie mit ihrem Handel Kursverluste, bewegt sich die Gesamtkapitalrentabilität zum Teil deutlich ins Negative.

Welche Auswirkungen hat der Leverage Effekt auf die Gesamtkapitalrentabilität?

Es gibt im Wesentlichen drei mögliche Auswirkungen, die der Leverage Effekt auf die Gesamtkapitalrentabilität haben kann, nämlich:

  • Gesamtkapitalrentabilität steigt (positiv)
  • Gesamtkapitalrentabilität sinkt (negativ)
  • Gesamtkapitalrentabilität bleibt gleich (neutral)

Genauer gesagt handelt es sich mehr um die Eigenkapital- als um die Gesamtkapitalrentabilität, die durch den Leverage beeinflusst wird. Meistens werden diese Renditen allerdings gleichgesetzt, da die Gesamtkapitalrentabilität natürlich in enger Verbindung mit der Eigenkapitalrentabilität steht. Im optimalen Fall soll der Leverage Effekt dazu führen, dass sich Eigenkapital und damit die Gesamtkapitalrentabilität erhöhen. Das setzt voraus, dass die Kosten für das aufgenommene Fremdkapital geringer als die erzielte Rendite sind.

Eine zweite, mögliche Auswirkung würde zum Gegenteil führen, nämlich dass die Fremdkapitalkosten höher als die Rendite sind, die sich mit dem gesamten, eingesetzten Kapital erzielen lässt. In dem Fall gäbe es einen sogenannten negativen Leverage Effekt. Die dritte Variante kommt in der Praxis eher seltener vor, nämlich dass sich die Rentabilität des Eigenkapitals und des Fremdkapitals nichts ändert. Das wäre der Fall, wenn die Kosten für das Fremdkapital identisch mit der Rendite des Eigenkapitals und zur Folge auch des Gesamtkapitals wären.

Leverage Effekt gleich null: was bedeutet das?

Manchmal kommt es vor, dass der Leverage Effekt gleich null ist. Damit ist gemeint, dass die Eigenkapitalrendite mit Fremdkapital genauso hoch wie ohne Fremdkapital ist, sodass der Leverage Effekt nicht zum Tragen kommt und demzufolge null ist. In diesem Fall würde es also keinen Unterschied machen, ob Sie zusätzliches Fremdkapital aufnehmen und damit einen Leverage Effekt erzeugen wollen oder ausschließlich mit Ihrem Eigenkapital arbeiten. In der Regel ist der Leverage Effekt dann gleich null, wenn die Kosten für das aufgenommene Fremdkapital identisch mit der Rendite sind, die Sie mit dem eingesetzten Kapitals erzielen.

Voraussetzungen für den Leverage Effekt

Damit der Leverage Effekt wie gewünscht funktioniert, gibt es mehrere Voraussetzungen, insbesondere:

  • Sie können günstiges Fremdkapital aufnehmen
  • Der Kurs/ Preis des Handelsgutes entwickelt sich positiv
  • Kosten des Fremdkapitals sind geringer als Gesamtkapitalrentabilität

Nur bei diesen drei, wesentlichen Voraussetzungen kann der Leverage Effekt optimal funktionieren. Es gilt also im Vorfeld zu prüfen, wie sich die Kosten des Fremdkapitals im Verhältnis zur möglichen Rendite verhalten, die durch ein Investment oder den Handel erzielt werden soll. Aus dem Grund funktioniert der Leverage Effekt insbesondere in der Niedrigzinsphase sehr gut. In dem Fall sind Kredite, also Fremdkapital, auf der einen Seite relativ günstig. Trotzdem ist es in einer Niedrigzinsphase typisch, dass zum Beispiel die Aktienkurse an den Börsen freundlich sind. Sie würden in dem Fall also günstige Fremdkapitalkosten mit einer guten Rendite des eingesetzten Kapitals kombinieren, was eine ideale Grundlage für einen guten Leverage Effekt darstellt.

Gibt es Risiken beim Leverage Effekt?

Der Leverage Effekt funktioniert naturgemäß nicht immer, wie es sich die Akteure wünschen. Es besteht das Risiko, dass sich beim Handel oder bei Investitionen die Preise bzw. Kurse nicht so entwickeln, wie es gewünscht ist. In dem Fall kann der Leverage Effekt sogar zu einem doppelten Verlust führen. Zum einen haben Sie eventuell vergleichsweise hohe Fremdkapitalkosten und zum anderen erleiden Sie mit der Anlage, für welche Sie das Fremdkapital aufgenommen haben, zusätzlich Verluste. Das aufgenommene Fremdkapital belastet demnach die Gesamtkapitalrentabilität zusätzlich, sodass das Risiko durch den Leverage Effekt im Grunde – besonders im Vergleich zum reinen Einsatz von Eigenkapital – erhöht wird.

Ein Beispiel für den Leverage Effekt:

Ein Unternehmen in der Immobilienbranche weist auf der Aktivseite seiner Bilanz eine vermietete Immobilie auf und diese hat einen Wert von 1 Mio. Euro. Das Unternehmen ist vollständig durch Eigenkapital finanziert:

  • Aktiva „Anlagevermögen“ 1.000.000 Euro
  • Passive „Anlagevermögen“ 1.000.000 Euro

Es ergibt sich aus der vermieteten Immobilie ein Gewinn pro Jahr von 80.000 Euro, der sich als Saldo der Mietverträge in Höhe von 100.000 Euro sowie der Abschreibung von 20.000 Euro ergibt. (Andere Kosten und Steuern sind hier der Einfachheit vernachlässigt worden)
Die Gewinn- und Verlustrechnung sieht wie folgt aus:

Mieterlöse 100.000 Euro
Abschreibungen 20.000 Euro
= Gewinn / Jahresüberschuss 80.000 Euro

 

Die Eigenkapitalrendite wird wie folgt errechnet:

Eigenkapitalrendite vor dem Leverage Effekt
Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital = 80.000 Euro / 1.000.000 Euro = 8 %

Der Leverage Effekt

Wird jetzt angenommen, dass 50 % des Eigenkapitals, also 500.000 Euro, durch Fremdkapital ersetzt wird, also einem Bankdarlehen von 500.000 Euro mit einem Zinssatz von 5 %, da bspw. 500.000 Euro an den Eigentümer ausgeschüttet werden. Dann sieht die Bilanz mit Teil-Fremdkapitalfinanzierung aus wie folgt:

Aktiva Passiva
Anlagevermögen 1.000.000 Euro Eigenkapital 500.000 Euro
Bankdarlehen 500.000 Euro

 

Leverage Effekt Beispiel (Bilanz)

Der Gewinn reduziert sich hier von ursprünglich 80.000 Euro um 25.000 Euro auf 55.000 Euro:

Mieterlöse 100.000 Euro
Abschreibungen 20.000 Euro
Zinsaufwand 25.000 Euro
= Gewinn / Jahresüberschuss 55.000 Euro

 

Leverage Effekt Beispiel (Gewinnreduzierung)

Da sich hier das Eigenkapital um 500.000 Euro reduziert hat, stellt sich die Formel für die Berechnung der Eigenkapitalrentabilität wie folgt dar:

Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital = 55.000 Euro / 500.000 Euro = 11 %
Somit hat sich die Eigenkapitalrentabilität durch den Einsatz des Fremdkapitals von 8 auf 11 % erhöht und das bedeutet, dass durch das Fremdkapital die Eigenkapitalrendite nach oben „gehebelt“ wird.

Der positive Leverage Effekt

Die Investitionsrendite beträgt im obigen Beispiel 8 %, der Zins für das Darlehen liegt bei 5 %. Hier wirkt der Leverage Effekt positiv, denn das Unternehmen leiht sich Geld für 5% und macht daraus 8 %. Die Differenz kommt dem Eigentümer zugute, da seine Eigenkapitalrendite steigt.

Der negative Leverage Effekt

Würde der Darlehenszins bspw. auf 9 % steigen, dann würde es sich um einen negativen Leverage Effekt handeln. Wenn sich das Unternehmen Geld für 9 % leiht und das geliehene Geld in ein Projekt investiert, welches nur eine Rendite von 8 % daraus erwirtschaftet, trägt das Unternehmen eine Differenz von 1 %.

Der Leverage Effekt hat Grenzen

Nun könnte ein Unternehmen sein Eigenkapital theoretisch immer weiter durch Fremdkapital ersetzen, um so seine Eigenkapitalrendite zu erhöhen. Doch mit einer steigenden Verschuldung steigen die zu zahlenden Zinsen und es ist zu erwarten, dass die Bank bei der Überschreitung einer gewissen Verschuldung keine weiteren Kredite mehr gewähren wird.
Hinzu kommt, dass der Leverage Effekt nur solange positiv wirkt, wie die Investitionsrendite größer ist als die des Fremdkapitalzines. In diesem Fall wird auch von der Leverage-Chance gesprochen.

Einfach erklärt in einem Video:

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